Körper-“geh-weg“-Gefühl

Einsendung zum Schreibwettbewerb "KörperGEFÜHLE" von Cindel, 20 Jahre

Den Wohnort meiner Gedanken, Gefühle, der Aufbewahrungsort meiner biologischen Gerätschaften. Medizinisch kann man vom Corpus sprechen. Meinem Körper. Hülle der psychischen und physischen Präsenz meiner Selbst. Ich habe keine Beziehung dazu.- Er lässt sich nicht definieren. Warum? Faktenlage gegen Wahrnehmung. Wissenschaftlich gibt es etliche Möglichkeiten, eine Definition darüber zu treffen. Gewisse Merkmale zeichnen ihn aus als weiblich, dann als jugendlich. Im Zusammenhang mit den Messwerten Gewicht und Größe lassen sich weitere Aussagen machen. Zwar nicht klein, aber zierlich-dürr. Soweit die Faktenlage.
Nicht so meine subjektive Wahrnehmung, die steht im Kontrast. Ich mag nicht in den Spiegel schauen, nicht an mir herunter oder die Grenzen meiner Hülle aktiv wahrnehmen. Nur im Wasser komme ich mit dem Behältnis klar. Trifft es Hass, trifft es Abscheu? Mediziner, Psychologen und andere schlaue Leute haben dafür sogar einen Begriff erörtert: Körperschema Störung. Meine Symptome: Ich habe die Faktenlage, dass ich untergewichtig bin, eine meinem Alter nicht entsprechende Kleidergröße. Sagt mir mein Gefühl jedoch, dass ich voluminös bin, mich dick fühle. Alles spannt, die Haut spannt, ich mag nicht, wie ich aussehe. Teilweise bis hin zu Schmerzen der vermeintlich fülligen Gliedmaßen. Es treibt mich in den Wahnsinn, stelle mir die Frage bei schmalen Türen: Bleib ich jetzt stecken?
Vollkommen absurd, jeder Gedanke. Objektiv weiß ich das. Subjektiv kommt es nicht an. Alles schmerzt – körperlich. Dabei ist es die Seele, die weh tut.
Wenn die Luft in einem Luftballon schmerzen hat, fühlt der Ballon das dann auf seiner Gummihaut?

Autorin / Autor: Cindel, 20 Jahre