Glaubst du an die Liebe?

Einsendung zum Schreibwettbewerb "KörperGEFÜHLE" von Leonie, 19 Jahre

Wer glaubt überhaupt wirklich, ganz fest und voller Überzeugung an die Liebe? Ich finde es schwer, an die Liebe zu glauben. Nicht, weil ich eine Pessimistin bin. Und auch nicht, weil mir schon tausendmal das Herz gebrochen wurde. Generelle find ich die Liebe ja eine gute Sache. Ich mag Liebe. Liebe ist was Schönes. Aber wann ist „Liebe“ Liebe?

„Du gibst zu schnell auf!“ hat mal eine Freundin zu mir gesagt. Und das stimmt. Im Aufgeben, Zurückziehen, Ignorieren und so tun, als wäre nie etwas gewesen, bin ich wohl doch leider relativ gut. Anfangs bin ich auch immer gut darin, mir Hoffnungen zu machen. Zu hoffen, dass diesmal alles unkompliziert wird. Wie in Romanen eben. Deshalb schreibe ich so gerne. Man kann beim Schreiben alles einfacher machen, als es eigentlich ist.

Viel zu oft denke ich zu viel nach, obwohl ich weiß, dass das schlecht ist. Dann denke ich so viel nach, dass mein Kopf, mein Herz und meine Seele regelmäßig und ziemlich hastig Plätze tauschen oder Tango miteinander tanzen. Dann wird alles zu einer großen Matsche. Dann gibt’s ein Seelenbeben.

Manchmal wünsche ich mir, dass ich naiv wäre. Dann würde ich an die Liebe glauben. Einfach so! Dann würde ich nicht viel zu lange darüber nachdenken, wie ich dir am besten sage, dass ich doch noch so einiges mit dir klären will. Und ob ich dich lieber anrufen soll oder doch nur eine SMS schreiben soll. Ich telefoniere nicht so gerne.

Gott sei Dank bin ich eine Realistin. Ich schweife selten ab. Ich komme meistens schnell und sanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Das fiel mir auch nie schwer. Viele Leute sagen, ich sei eine Optimistin. Das ist bestimmt auch wahr. Irgendjemand hat mir die Fähigkeit mit auf den Weg gegeben, erstmal nur das Positive in den meisten Dingen zu sehen. Das Gute im Menschen, das Gute in ziemlich miesen Umständen, das Gute in schlechten Theaterstücken. Ich fische mir meistens was Gutes raus. Etwas, was ich wirklich mag und das ich ausschmücken und analysieren kann. Denn das Leben ist zu kurz, um immer nur das Schlechte zu sehen!

Aber manchmal fällt es mir schwer, Optimistin zu sein. Bei dir zum Beispiel. Da bin ich dann schon wieder so sehr Realistin, dass ich finde, dass ich viel zu streng mit mir selbst bin. Wenn ich mir das Hoffen und Träumen verbiete, dann wäre ich lieber totale Optimistin. Naiv wär ich gerne. Total gutgläubig  und fähig, manche Dinge einfach auszublenden. Sodass es kein Seelenbeben gibt.

Aber so bin ich nicht. Ich bin halt Ich. Und ändern will ich mich ehrlich gesagt auch nicht. Ich find mich nicht immer großartig. Aber sich bewusst, geplant ändern – das will ich nicht. Und vor allem nicht wegen dir. Menschen ändern sich ja automatisch. Es kommt drauf an, wer sie grade umgibt. Was ihr Umfeld von ihnen erwartet und von ihnen will. Was sie ihrem Umfeld grade bieten und lieber nicht bieten wollen. Dann ändern Menschen sich. Ganz automatisch.

Ich werde wohl nie naiv werden. Oder kleinlaut. Oder total abhängig von einer einzigen Person. So bin ich nicht. Ich glaube das geht auch gar nicht. Man kann sich nicht von heute auf morgen ändern. Und ich will das ja auch nicht.

Der Realist in mir sagt dann auch immer: „Wenn du dich für ihn änderst, dann bist du ja nicht mehr die, die er mögen soll. Dann bist du jemand anders. Dann bist du nicht mehr die, die er am Anfang kennengelernt hat. Und dann wirst du nicht glücklich.“ Und das stimmt. Außerdem hast du nie gesagt, dass ich mich ändern muss, damit alles gut wird. Ich hab mich nur immer selber gefragt, ob ich mich ändern muss, damit alles gut wird. Aber das muss ich nicht. Wenn ich bin wie ich bin, dann bin ich auch glücklich. Und wenn ich dich anrufen will, dann mach ich das. Und wenn ich das am nächsten Tag bereue, weil das eigentlich ziemlich untypisch für mich ist, dann bereu ich’s halt. Und wenn ich manchmal einfach so an dich oder an jemand anders denken muss, dann ist das eben so. Und dann ist das nicht schlimm. Und dann muss ich auch nichts machen, um diesen Gedanken weg zu kriegen. Dann denk ich halt an dich, und dann ist das auch okay.

Ich glaube, wenn ich mal wieder ein Seelenbeben hab, wenn ich denke, dass so ziemlich alles grad nicht funktioniert und überlege, dass ich mich vielleicht doch ändern muss, dann lese ich das hier. Dann hört das Seelenbeben auf, oder ich sehe zumindest das Positive in der Situation. Mal wieder.

Und vielleicht rufe ich dich dann an oder schreibe dir. Und vielleicht frag ich dich dann einfach mal: Glaubst du an die Liebe?