Die Straßen still, der Himmel weit,
die Welt im kalten Silberkleid.
Ein Abend, der nach Wundern ruft,
nach Glockenklang und Kerzenduft.
Doch hinter Fenstern, Land für Land,
liegt Glück so nah – und doch so fern.
Drei Kinder träumen heut zur Nacht,
und jedes sieht ’nen andern Stern.
Ilya – Ukraine
Die Wände beben, Staub und Rauch,
ein Fenster klirrt, der Himmel auch.
Die Mutter betet, hält ihn fest,
während draußen Feuer frisst.
Kein Baum, kein Licht, kein Glockenton,
nur Sirenen, Stahl und dieser arme Sohn.
Mutter flüstert leise, kaum noch klar:
„Bleib wach, mein Kind – wir leben, ja.“
Lea – Deutschland
Bei Lea duftet’s warm und fein,
nach Apfeltee und Tannenzweig.
Ein neuer Pullover, glitzernd rot,
die Oma lächelt – müde vor Not.
„Die Rente reicht nicht“, sagt sie leis,
„Das Leben ist hart, wie es heißt.“
Die Eltern reden übers Jahr,
von Arbeit, Miete, wie’s halt war.
Sie schaut ihrer Oma über die Falten,
die Hände schwach, können nichts mehr halten.
Und denkt: „Wie ungerecht das Leben bleibt,
Weil das Glück nicht gerecht teilt.“
Patrick – USA
Ein Penthouse über Lichtermeer,
sein Blick aufs Dach der Welt – so leer.
Der Vater ruft: „Zum Erfolg, mein Sohn!“
und stößt an mit Glas und Aktienlohn.
Die Mutter schön, vom Preis verführt,
ihr Lächeln straff, das Kinn geschnürt.
Die Haut zu glatt, das Herz zu still,
sie lebt, wie man es sehen will.
Patrick nickt, spielt den Vorzeigesohn,
im Smoking, brav, wie auf einem Thron.
Er denkt: „Wenn man doch alles hat –
Wieso fühlt’s sich so leer an, warum nicht satt?“
Und draußen fällt der Schnee so sacht,
auf jedes Land, auf jene Nacht.
Drei Lichter brennen, fern und nah,
für das, was war – und was noch da.
Ein Herz in Angst, eins voller Pflicht,
eins sucht im Glanz und findet nichts.
Und irgendwo, ganz still und leis,
verweht der Rauch, der Schnee, der Preis.
Denn Glück, das keine Grenzen kennt,
ist selten dort, wo man’s benennt.