Bloß nicht vollschleimen lassen!

Schweizer Forschungsteam warnt vor gesundheitlichen Risiken durch Schnecken als Haustiere

Schnecken auf dem Arm, Schnecken im Gesicht, Schneckenschleim als Schönheitskur. In sozialen Medien, insbesondere auf TikTok, macht sich seit einiger Zeit ein seltsames Haustier breit: die Große Achatschnecke (Lissachatina fulica, auch Ostafrikanische Riesenschnecke genannt). Sie scheint als exotisches Haustier perfekt: sie ist pflegeleicht, wächst schnell, vermehrt sich bei Bedarf in Windeseile ("legefreudig"), sie rennt nicht weg, fällt nicht runter, wenn sie den Arm rauf und runter kriecht und - ach ja - sie schleimt so schön. Dem Schleim werden dann noch allerlei verschönernde Eigenschaften ("heilend", "feuchtigkeitsspendend", "Anti-Akne-" und "Anti-Aging-Effekte") angedichtet.

Die Forscherin Cleo Bertelsmeier von der Universität Lausanne findet diesen Trend gar nicht witzig. Die Biologin und ihr Team nutzten Daten aus sozialen Netzwerken, um eine weltweite Kartierung der Gebiete zu erstellen, in denen sich das Tier in Gefangenschaft befindet, und um das Risikoverhalten von Einzelpersonen zu bewerten. Die Forscher:innen beobachten die steigende Haustierhaltung von Achatschnecken dabei mit Besorgnis, denn so niedlich die Schnecke auf Freund:innen dieser Spezies wirken mag, diese Schneckenart ist alles andere als harmlos, sagen die Foscher:innen.

Sie stellen eine Bedrohung für die Gesundheit des Menschen dar, von der offenbar viele nichts wissen, warnen die Wissenschaftler:innen.
"Wenn man die sozialen Netzwerke besucht, wird einem schnell klar, dass es viele Besitzer von Riesenschnecken als Haustiere gibt (die hauptsächlich aus Europa stammen) und dass sich viele nicht der Gesundheitsrisiken bewusst zu sein scheinen, denen sie sich selbst oder ihre Kinder aussetzen, wenn sie mit diesen Schnecken umgehen, zum Beispiel indem sie sie auf ihr Gesicht setzen", kommentiert Jerome Gippet, Postdoktorand im Team von Cleo Bertelsmeier.

So kann die Schnecke mindestens 36 verschiedene Erreger übertragen, von denen zwei Drittel auch auf den Menschen übertragbar sind - dazu gehören 7 Bakterien, Protozoen und Würmer, darunter etwa der unschön klingende Rattenlungenwurm (Angiostrongylus cantonensis), der beim Menschen eine tödliche Hirnhautentzündung hervorrufen kann. Auch andere Haustiere wie Hunde und Katzen können betroffen sein.

Von den gesundheitlichen Risiken abgesehen, gilt die Große Achatschnecke als besonders problematische invasive Art. Sie ist gefräßig, vermehrt sich sehr schnell und stellt eine Bedrohung für landwirtschaftliche Flächen und die Biodiversität dar.

Habt ihre eure Achatschnecke nach diesen Berichten nicht mehr ganz so lieb, dann setzt sie darum auf keinen Fall einfach aus.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift Parasites & Vectors veröffentlicht.

Kleiner Nachtrag - Achatschnecken doch nicht so gefährlich?

Die oben beschriebene Studie hat auch Kritiker:innen auf den Plan gerufen. Christoph Allgaier vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen, dessen Spezialgebiet Schnecken sind, kritisierte gegenüber dem Saarländischen Rundfunk, dass die Studie keine belastbare Datengrundlage verwende. Achatschnecken könnten zwar grundsätzlich gefährliche Parasiten wie den Rattenlungenwurm übertragen, dies passiere aber nicht in unseren Breitegraden, weil dieser Parasit konstant hohe Temperaturen benötige. Hier gezüchtete Schnecken kommen demnach gar nicht mit ihm in Kontakt. Auch eine Verbreitung der Achatschnecke hierzulande sei nicht zu befürchten, weil die Achatschnecke es ebenfalls gerne warm hat. Schneckenfans dürfen also erstmal aufatmen.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 25. November 2023, aktualisiert am 28. November 2023