Eine angelehnte Tür

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

„Jojo! Aufstehen! Schule! Wir haben verschlafen!“, dieser Satz  riss mich aus meinem tiefen Schlaf. Als dann noch meine kleine  Schwester vor meinem Gesicht stand und mich schief anlächelte, wusste ich dass ich in der Realität war. Sie sagte mit ihrer nervigen und schrillen Stimme: „Guten Morgen Schwesterchen, ich wollte nur mal anmerken das die Schule in genau einer viertel Stunde anfängt. Also ich würde mich mal so langsam auf den Weg machen.“  Ich erschrak und scheuchte sie aus meinem Zimmer um mich fertig zu machen. Ich nahm irgendwelche Sachen aus meinem Kleiderschrank und zog sie an. Auf Zähne putzen verzichtete ich und dann ging ich genervt runter. Als ich endlich aus der Tür wahr hieß es rennen. Denn ich war jetzt schon 20 Minuten zu spät. Als ich in der Schule angekommen war, rief auf einmal eine Stimme von hinten: „Hallo? Könntest du mir sagen wo die Klasse 8b ist?“ Ich drehte mich um und blickte einem Jungen, dem ich noch nie zuvor begegnet war in die Augen. Ich zögerte nicht lange und antwortete dann: „Ja klar! Ich bin in der Klasse 8b. Komm mit ich zeig dir wo es lang geht!“ Der Junge nickte freundlich und wir gingen zusammen die Treppen hinauf ins 3 Erdgeschoss. In der Zeit unterhielten wir uns. Er erzählte, dass er neu hier auf der Schule ist und dass er eigentlich in der 9ten wäre. Als ich fragte warum er gewechselt hatte, blieb er stumm und sagte dann: „Ist hier der Raum?“ Ich antwortete verwirrt: „Ehm... ja.“
Als wir beide in die Klasse kamen, blickte  Herr Schumacher mich böse an und fragte dann: „Ach, dass du auch mal auftauchst Frollein  Johanna  Birken.“  In mir kam eine innere Wut auf und aus meinem Mund platze: „Das wundert mich auch, bei ihrem Unterricht, Herr Schuhater!“ Die ganze Klasse fing an zu lachen auch der neue Junge, von dem ich erfahren habe, das er Jonas heißt, doch Herr Schumacher fand das gar nicht zum Lachen und sagte dann: „Johanna!? Wir sehen uns nach der Schule im Büro des Direktors!“ Ruhig setze ich mich auf meinem Platz.
Dann  stellte Herr Schumacher Jonas vor: „Nun ihr fragt euch sicher wer dieser Junge hier ist. Das ist euer neuer Mitschüler.“  „BUUUH! Wir wollen keine neuen Jungs haben!“, rief Marc der Schwarm aller Mädchen und Vorbild aller Jungen, doch aus meiner Sicht Angeber. Herr Schumacher ignorierte diese Bemerkung und redete weiter: „Nun ja, er heißt Jonas Beier und hat die Schule gewechselt, wegen… ehem, ja warum eigentlich?“ Jonas sah so aus als würde er jeden Moment los heulen, wie vermutet rannte er mit Tränen aus dem Klassenzimmer und knallte die Türe hinter sich zu. Den Rest der Stunde verbrachte ich mit nachdenken. Ich überlegte mir was nur auf der alten Schule von ihm passiert sein könnte, bis mich das Klingeln aus meinen Gedanken riss. Langsam schlenderte ich zum Büro des Direktors, wo schon Herr Schumacher auf mich wartete. Als ich die Türe hinter mir schloss guckten mich zwei ernste Gesichter böse an. Für mich war dies nichts neues, denn ich ging  fast 2-mal in der Woche zum Direktor, weil ich ja irgendwas, ach so schlimmes angerichtet haben soll. Ich glaube Herr Schumacher hat was gegen mich, naja manchmal bin ich aber wirklich zickig  das gebe ich ja auch zu, aber manchmal regt der sich wegen so unnötigen Dingen auf, wo ich denke: Hat er sie noch alle?
Nach einer langweiligen Rede über die Redensweise gegenüber Lehrern, ging ich betrübt nach Hause.
Plötzlich entdeckte ich Jonas, der auf einer Mauer saß und schrecklich weinte. Ich ging auf ihn zu, doch er schien zu glauben ich bin einer von denen, die ihn  für eine Heulsuse halten. Aber dies stimmt nicht, er  tat mir wirklich  sehr leid, doch ich würde schon gerne wissen was in der Vergangenheit mit ihm passiert ist. Ich sagte mit ruhiger Stimme: „Ich bin nicht einer von den Blödmännern die dich auslachen. Wirklich nicht. Ich finde das überhaupt nicht lustig.“
Jonas guckte mich so an als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank, doch dann zeigte er auf den Platz neben ihm, ich setzte mich dort hin und lauschte. Er  fragte mit verheulter Stimme: „Hast du Zeit?“ Ich bejahte diese Frage, denn ich wusste das meine Mutter bei der Arbeit war und meine Schwester  in der Nachmittagsschule. Jonas machte einen Ansatz: „Nun ja. Ich werde dir erzählen was auf meiner alten Schule passiert ist. Als ich in die 5te Klasse kam  war ich ein beliebter und angesagter Junge. Alle mochten mich und ich hatte auch eine Clique mit ein paar Jungs. Doch eines Tages kam einer meiner Kumpels mit einer Zigarette an. Alle fingen an zu rauchen, ich auch. So ging das dann bis zur 6ten weiter auch mit Klauen, Alkohol trinken und so. Ich wurde richtig kriminell. Doch richtigen Ärger habe ich nie bekommen. Dann kam wieder ein Kumpel, der cool sein wollte. Dieser hatte Drogen dabei. Ich habe mich früher richtig  daneben benommen, doch an diesem Tag habe ich etwas gemacht was die Jungs nie von mir gedacht hätten. Als einer der Jungen mir Drogen angeboten haben sagte ich nein. Einfach nein. Denn in diesem Augenblick wurde mir erst richtig klar, in welcher Lage ich da steckte. Ich wollte kein Junkie werden. Ich wollte es einfach nicht, doch meine Kumpels haben das nicht verstanden. Sie haben mich immer wieder gefragt. Ich war nicht mehr beliebt und wurde von der Clique ausgeschlossen. Ich wurde das Opfer dieser Klasse. Ich wurde geärgert und manche Jungen haben mich auf dem Heimweg verprügelt und haben mir mein Handy und Geld gestohlen. Da war ich in der 7ten. Als ich in die 8te kam wurde mir klar dass ich Hilfe holen musste. Das tat ich auch und so bin ich dann in diese  Schule gekommen. Und das heute, ist ein Zeichen, dass ich wieder gemobbt werde, nicht weil ich keine Drogen nehme, sondern weil ich eine Heulsuse bin. Ich habe Angst, dass mich diese Situation mein ganzes Leben lang verfolgt. Nun ja, jetzt kennst du meine Vergangenheit.“
Ich musste erst einmal schlucken als ich diese schreckliche Geschichte verarbeitet hatte. Er tat mir so leid. Seine Vergangenheit war ein gutes Beispiel dafür, was heute in der Welt alles passieren kann. Ich wusste mir nicht zu helfen und sagte dann: „Du tust mir wirklich leid!“ „Ehem.… ich muss jetzt nach Hause, okay?“ „E..e… e ja. Okay.“ Jonas stand auf, winkte mir noch einmal und verschwand um die Ecke.

Als ich zu Hause ankam war niemand da. Ich briet mir ein Spiegelei und setze mich vor den Fernseher, doch es lief nichts außer Gerichtssendungen und Kinderquatsch. Ich schaltete das Gerät aus und genoss die Stille. Ich dachte viel über Jonas nach, was er jetzt wohl macht und wie es ihm ergangen ist. Ich stellte mir vor, in seiner Lage zu sein und schüttelte mir die Vorstellungen aus dem Kopf, weil ich es nicht ertragen konnte. Ich ging nach oben und stellte mich unter die Dusche. Als ich das warme Wasser auf meiner Haut spürte fühlte ich mich richtig wohl. Ich hörte wie meine Mutter nach Hause kam. Ich hatte keine Lust mit ihr zu reden und wickelte mich in ein Handtuch um schnell auf mein Zimmer zu gehen. Ich drehte die Musik  auf ganz laut, um so wenig wie möglich von meiner Familie mit zu bekommen. Als ich meine Harre geföhnt hatte, fiel mir ein, dass ich noch Hausaufgaben zu erledigen hatte, doch ich hatte keine Lust mehr. Bekomme ich eben einen Brief nach Hause, meine Mutter interessiert sich eh nicht dafür. Als ich hörte wie meine Mutter die Treppe hoch kam, kroch ich schnell in mein Bett und stellte mich schlafen. Ich hörte wie die Türe aufging und ein Lichtstrahl in mein Gesicht fiel. Meine Mum flüsterte: „Jojo? Schläfst du schon?“ Ich gab keinen Murcks von mir.
Die ganze Nacht dachte ich nur an Jonas, er tat mir so schrecklich leid. Wenn ich ihn doch nur helfen könnte.

Am nächsten Morgen, verlief wieder alles wie immer. Bis ich draußen auf der Straße Jonas begegnete. Er kam auf mich zu und begrüßte mich. Ich schlenderte mit ihm zur Schule, doch dann fiel mir plötzlich ein, dass wenn ich mit ihm zur Schule gehe, ich auch ein Außenseiter sein würde. Dieser Gedanke gefiel mir gar nicht. Was sollte ich nur machen, sollte ich irgendeine Ausrede erfinden um von ihm weg zu kommen oder sollte ich mit ihm durch das Schultor gehen und riskieren nicht akzeptiert zu werden?!
Ich suchte in meinem Kopf nach einer Lösung und sagte dann schnell: „Ich glaube ich habe mein Handy auf dem Weg verloren, ich gehe noch mal zurück und komme dann nach!“
In diesem Augenblick wurde mir klar, dass diese Lösung nicht richtig war. Ich ging mit einem schlechten Gewissen den Weg zurück, während Jonas die Schule betrat. Ich tat so als würde ich etwas vom Boden aufheben und  es in meine Tasche stecken, danach  rannte ich schnell zurück, denn es hatte schon geklingelt und ich wollte nicht schon wieder zu spät kommen. Der Vormittag verlief mit 2 langweiligen Mathestunden. Als es zur Pause klingelte, nahm ich mein Brot und ging auf den Hof. Als ich unten angelangt war sah ich einen Haufen von Schüler auf einem Fleck. Ich wurde neugierig und lief dort hin. Ich drängelte mich durch die  Menge bis ich sehen konnte was dort passierte. Da sah ich  Marc, er  lachte und sagte die ganze Zeit komm her du Heulsuse. Da wurde mir klar was Marc vor hatte, er  wollte Jonas verprügeln. Als Marc ihn packte und zu Boden warf, blickte Jonas mir gerade in die Augen er schrie: „Hey Jojo hilf mir, bitte. Ich dachte du wärst meine Freundin!“ Ich ließ mein Pausenbrot zu Boden fallen und bemerkte, dass alle mich verblüfft anguckten auch Jonas. Ich konnte meine Gefühle nicht beschreiben. Ich fühlte mich, ja ich fühlte mich, wie eine angelehnte Tür, ich wusste nicht ob ich sie öffnen oder schließen sollte.

                            Fortsetzung folgt…

Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende, dies war der Anfang von ihr. Seid ihr aus das Ende gespannt, wie Johanna sich entscheiden wird? Dann wählt mich aus und ich werde euch den Rest meiner Geschichte zusenden! Ich hoffe es hat euch gefallen!

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Autorin / Autor: Dana, ? Jahre - Stand: 15. Juni 2010