Liebe geht über alle Farben

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Also erst einmal mein Name ist Abba ich würde euch gerne die Geschichte von mir und John Carter erzählen.

Was ich davor aber vielleicht noch erzählen sollte ist, ich bin 16 Jahre alt, lebe im Jahr 1722, wohne in Williamsburg Virginia und ach ja, was ich erwähnen könnte, wäre, ich bin eine schwarze Sklavin auf der Tabakplantage von Johns Vater Robert Carter. Also könnt ihr euch vorstellen, dass unsere Liebesgeschichte nicht ganz einfach ist und wird. Ich bin einer von vielen Sklaven auf der Plantage. Trotzdem hatte ich die besondere Ehre, Robert Carter jeden Tag seinen Mittagstee zu kochen und zu servieren. Doch bevor ich immer an die angelehnte Tür des Zimmers klopfte und eintrat, beobachtete ich John, der jeden Tag mit seinem Vater den Tee genießen durfte.

Ich war von Anfang an in John verliebt und aus dem Verliebtsein, wurde Liebe . Wirklich wahre Liebe. Die Liebe die Shakespeare in Romeo und Julia beschrieb. Die Liebe, der man bis ins Grab folgen würde. Als John mir an jenem heißen Sommertag einmal in der Küche begegnete, trafen sich unsere Blicke. Doch nach einigen Sekunden löste ich den Blick von dem seinen. Als ich mich umdrehte, um seinem Vater ein erfrischendes Getränk zuzubereiten, spürte ich Johns Blick auf meinem Rücken kleben. Es war ein entspannendes aber zugleich auch ein unwohles Gefühl. Es fühlte sich an, als würden gerade die ehemaligen Raupen aus ihren Coucos schlüpfen und als wunderschöne Schmetterlinge in meinem Bauch umher schwirren. Ich drehte mich zaghaft um und fragte John schüchtern, ob er auch etwas trinken wolle. Er lächelt verschmitzt und sagte mit einer männlichen aber auch zugleich kindlichen Stimme: „Nein danke!"

Verlegen versuchte ich, ihm mit meinen weichen und schlotternden Knien aus dem Weg zu gehen und seinem Vater das Getränk zu bringen. Doch er ging mir nicht aus dem Weg und ergriff stattdessen meine Hand. Ich war der Ohnmacht nah. Zum Glück hatte ich jemanden der mich stützte. Sanft sagte er: „Es tut mir Leid, dass ich sie so angestarrt habe, aber sie sind so wunderschön. Dürfte ich fragen, wie sie heißen?“ Mit einer dünnen Stimme stammelte ich: "A...Ab..Abba!“ Er konnte mein Gestammel entziffern und sagte, dass mein Name sehr außergewöhnlich und bezaubernd wäre. Endlich ließ er mich vorbei und ich war den quälenden Blicken entkommen. Als ich mich an diesem Tag endlich in mein Strohbett sinken lassen konnte, ließen mich meine Gedanken an John nicht einschlafen. Endlich eingeschlafen, träumte ich nur von John und wie sein süßlicher Atem langsam zu meinen Lippen wanderte und meine rauen Lippen die seine berührte. In dieser Nacht schreckte ich schweißgebadet auf, denn der Traum fühlte sich so echt an. Ich wälzte mich noch in dieser wohl endlos scheinenden Nacht schlaflos in meinem pieksendem Bett herum. In den nächsten 2 Wochen verliefen die Tage und Nächte nicht anders. Tagsüber musste ich ununterbrochen an John denken und nachts wand ich mich schlaflos in meinem Bett. Aber nach diesen 2 Wochen sah ich John plötzlich vor meiner Hütte warten. Ich musste zweimal hinsehen, denn wie konnte John Carter vor meiner Tür stehen? Bis dahin dachte ich, dass er nicht wusste, wo ich wohne. Mit seinem verführerischen Blick starrte er mich, mit weit aufgerissenen Augen an und sprach mit einer leidenschaftlichen Stimme: "Es tut mir Leid, dass ich so unerwartet vor Ihrer Tür stehe! Aber ich musste unentwegt an Sie denken. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Mir wurde schwarz vor Augen. Ich konnte mich gerade noch auf meinen Beinen halten. Dann sprach er weiter: "Ich posaune es einfach heraus. Bitte erschrecken Sie Sich nicht. Aber ich bin unsterblich in Sie verliebt. Nein, ich liebe Sie. Ja genau, ich liebe, liebe, liebe Sie!" Ich konnte nicht mehr klar denken und erwiderte: „Ich liebe Sie auch. Aber wie soll unsere Liebe funktionieren? Gucken sie mich doch an! Ich bin eine Sklavin. Nichts weiter als eine dreckige Sklavin!“ "Sag doch so etwas nicht, Abba! Wir können uns doch nachts treffen! Gib unserer Liebe eine Chance!“ Und das taten wir dann auch. Nacht für Nacht trafen wir uns heimlich auf einer Wiese bei einem abgelegenen Feld. Wir betrachteten die Sterne. Es war unglaublich. Zudem trug er mir ein Gedicht vor. Von William Shakespeare …




Zweifle an der Sonne Klarheit .

Zweifle an der Sterne Licht.

Zweifle ob lügen kann die Wahrheit.

Nur an meiner Liebe nicht .




Darauf folgte unser erster Kuss. Er war genau wie in meinem Traum. Leicht, genüsslich und sein warmer süßer Atem glitt langsam zu meinem Mund. In diesem Moment pulsierte mir das Blut in meinen Ohren und die langsam aufsteigende Hitze befiel mein Gesicht. Nach diesem Kuss fühlte ich mich wie liebestrunken. Eines stand fest, ich war unsterblich in ihn verliebt. Trotzdem schwirrte mir immer dieser Gedanke in meinem Kopf herum. Wie kann unsere Liebe so bestehen? Mir war bewusst, dass ich so etwas nicht denken durfte, doch es ließ mich nicht los. Als ich mit John in der ersten Julinacht spazieren ging, stoppte er mich, kniete sich auf seine reine wirklich weiße Hose und bat mich mit so einer verführerischen Tonart, seine Frau zu werden. Ich konnte es nicht glauben, John hielt um meine Hand an. Natürlich sagte ich ja. Nun waren wir auf alle Ewigkeit verbunden. Aber wieder kam mir dieser Gedanke. Ich versuchte ihn abzustellen und mich über mein Glück freuen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, klappte es überraschend gut. Auf jeden Fall waren John und ich jetzt einen Monat verlobt. Nun war es so weit, ich und John standen vor dem Traualtar. Natürlich war alles geheim. Ich, John und der Pfarrer waren die einzigen in der kleinen Kapelle am Waldrand. Während John dem Pfarrer alles nach sprach, lechzte ich danach, das entscheidende Wort aus Johns wohl und zart geformten Mund zuhören. „ Ja, ich will“ und da war es. „Ja.“ Jetzt war ich an der Reihe und während ich die Worte aussprach, merkte ich, wie mir bei diesem kleinen Wort „Ja“ die salzig brennenden Tränen meine Tränenkanäle überströmten und aus meinen Augen über mein Gesicht rannen. Es war wunderschön zu wissen, dass wir zwei nun wirklich für immer und ewig verbunden waren. Bis dass der Tod uns scheide. Die Nacht die wir dann verbrachten, sie war unbeschreiblich. Sie war kein Vergleich zu den anderen Nächten. Das trennte Welten. Seine Berührungen waren zaghaft aber leidenschaftlich. Als ich morgens aufwachte und versuchte zu spüren, ob John mich im Arm hielt, merkte ich, dass er nicht da war. Und wieder kam mir dieser Gedanke. Diesmal war es nicht so leicht ihn abtzustellen, aber es klappte. Ich schloss meine Augen und versuchte mir diesen Sommernachtstraum von einer Hochzeit wieder herzustellen. Es kam, wie es kommen musste. John trat mit roten Augen in unser Zimmer. Seine Augen waren so rot wie ein Sommersonnenuntergang. "Bitte verzeih mir", sagte er. "Bitte verzeih mir für das, was ich dir angetan habe." Ich wusste nicht was los war, doch das änderte sich schnell. Robert Carter hatte von uns beiden erfahren. Mich packte die Angst. Was sollte ich jetzt tun. Was ich ganz sicher wusste, Robert würde die Ehe zwischen mir und John nie akzeptieren. Ich und John versuchten vergeblich abzuhauen. Es gelang uns nicht. Und mir passierte das schlimmste, das einem Liebeskranken passieren konnte. Robert Carter trennte mich von meinem Liebsten. Meine Sehsucht wuchs jeden Tag. Ich verbrachte meine ganzen Tage mit Gebeten. Doch sie wurden nicht erhört. Sie brachten mich nicht zu ihm zurück. Und nun sitze ich hier, immer noch wartend auf John. Plötzlich fängt mein Herz an, wie wild an zu pochen, ich höre Schritte im Gang. Falls ihr es noch nicht wisst, ich sitze in der Folterkammer von Johns Vater. Hier habe ich schon viele meiner Freunde auf der Plantage verloren. Sie waren ganz plötzlich nicht mehr da und jeder auf der Plantage wusste, dass sie auch nicht mehr kommen würden. Aber für eine Folterkammer machte sie ihrem Namen keine Ehre. Die Schritte kommen näher. Was soll ich jetzt nur machen. Ich merke, wie Schreie meine Kehle befallen. Jetzt ist es zu spät, ich werde dahin scheiden, ohne noch einmal meinen geliebten John zu sehen. Genüsslich schob jemand einen Eisenschlüssel in das Schloss zur Tür, die zu mir führt. Ich bin einem Herzstillstand nahe. Doch ich höre eine bekannte Stimme. John. Es ist wahrhaftig John. Mit einem Freudensprung stehe ich auf und eile zur Tür. John schloss mich in die Arme. Und das Einzige, dass ich jetzt denke ist: Ich liege in seinen starken muskulösen Armen. Und ich werde ihn nie wieder loslassen. John greift meine Hand und führt mich durch den dunklen Gang ans Tageslicht. Das einzige Problem, dass es jetzt noch gibt, ist, wie können wir ohne entdeckt zu werden verschwinden? Doch ganz plötzlich fiel ein Schuss. Er kommt von hinten John. "John renn schnell mit mir weg." Da sackte John zu Boden. Ich bin auf die Knie gegangen. Und das letzte, das John jetzt sagte war: „Und so im Kuss sterb `ich!“ Er zog mich zu sich herunter und gab mir einen innigen Kuss. Dann starb er. Ich werde John nie wieder sehen. Eine furchtbare Wut füllte mich. Ich wollte demjenigen, der John das angetan hat dasselbe antun. Vorsichtig wollte ich aufstehen, da fiel schon der nächste Schuss. Im Bruchteil einer Sekunde traf die Kugel mich und bohrte sich durch mein Fleisch. Jetzt bin ich dem Tod nah und das letzte, das ich jetz ausspreche, widme ich John. Meinem so heiß geliebten John. "Lass mich sterben und bring mich zu meinem geliebten John!“

...


Dies waren wirklich die letzten Worte von Abba. Sie starb an einem gebrochenem Herzen. Um ihres geliebten Johns' Willen.

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Autorin / Autor: Annabelle, 13 Jahre - Stand: 15. Juni 2010