Mein nächtlicher Spaziergang mit Hindernissen

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Hallo, mein Name ist Linda Sonnenblumenschein. Ich bin 12 Jahre alt und wohne mit meinen Eltern in einem kleine Dorf namens Wendtorf in der Nähe von Kiel. Das Dorf liegt direkt an der Ostsee und es ist wunderschön dort. Nun aber habe ich genug geredet. Ich erzähle euch jetzt eine Geschichte, die mein Leben verändert hat:

Es war ein regnerischer Samstagabend. Meine Eltern waren auf einem Geburtstag, wo Kinder nicht gerne gesehen werden. Deswegen musste ich alleine zu Hause bleiben. Mir war total langweilig und deshalb beschloss ich, in den Wald zu meinem Baumhaus zu gehen. Dieses haben mein Papa und ich gebaut. Ich musste ungefähr 10 Minuten dorthin laufen und es war stockdunkel. Eulen riefen und die Bäume sahen bedrohlich aus. Plötzlich stand ich in einer Lichtung. Dort stand nicht wie erwartet mein Baumhaus, sondern ein kleines Häuschen. Die Tür war komischerweise nur angelehnt. Drinnen brannte ein Licht und ich hörte laute Stimmen, die von einer Frau und einem Mann kamen. Ich hörte nur diesen einen Satz und der genügte mir: „Wie  kannst du es wagen, so mit deiner Mutter zu sprechen, ich  war diejenige, die dich und deinen Bruder aus dem Gefängnis gerettet hat.“ Ich schaute durch das Schlüsselloch und vor lauter Schreck taumelte ich zurück.

Vor mir standen die Hebertassens. Die Hebertassens waren eine böse Räuberfamilie, die aus drei Personen bestand. Zum einen aus der alten Mutter und zum anderen aus ihren beiden erwachsenen Zwillingssöhnen. Erst vor ein paar Tagen stand in der Zeitung, dass sie wieder aus dem Gefängnis ausgebrochen waren. Ich hatte unheimliche Angst, ich musste zur Polizei, das war sicher und zwar ganz schnell. Ich rannte blitzschnell aus dem Wald hinaus. Plötzlich legte ein großer schwarzer Van eine Vollbremsung vor mir hin. Der Mann, der im Auto saß, ließ die Scheibe herunter und fragte mich mit einer dunklen furchteinflößenden Stimme: „Na junge Dame, wo wollen wir den so eilig hin?“ Ich konnte nicht anders, ich musste ihm einfach die ganze Geschichte erzählen. Es sprudelte nur so aus mir heraus.

Als ich fertig war mit dem Erzählen, machte der Mann das Licht im Auto an und zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass dieser Mann der andere Bruder von den Hebertassens war. Ich schrie ganz laut auf und wollte so schnell wie möglich wegrennen, aber dieser packte mich am Arm und schmiss mich mit voller Wucht in den Kofferraum. Er fuhr mich wieder zurück zur Hütte und trug mich grob hinein. Die Tür war wiederum nur angelehnt. Er riss diese auf und sie knarrte erbärmlich. In der Mitte stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Da saßen die anderen beiden Familienmitglieder dieser Bande. Der Mann, der mich auf dem Arm trug erzählte dabei diesen erbärmlichen Figuren meine Geschichte und ich schrie so laut ich konnte: „ Mein Vater ist Anwalt und wenn ich dem erzähle, dass Sie die Bank ausgeraubt haben, kommen Sie wieder ins Gefängnis – das schwöre ich Ihnen. Und zwar bis an Ihr Lebensende.“ Frau Hebertassens sagte zu ihrem Sohn: „Hol den Mixer!“ Als dieser auf dem Tisch stand, fesselten sie mich an dem Stuhl fest und streckten meine eine Hand in den Mixer. Ich schrie aus Leibeskräften: „Hilfe, hilfe, lassen Sie mich los, Ich bin noch viel zu jung zum Sterben“.

Die Tür wurde aufgerissen und mein Nachbar, Herr Wolke und einige Polizisten standen plötzlich vor uns. Der Polizist rief energisch: „Keine Bewegung, Familie Hebertassens, Sie sind festgenommen“.

Frau Hebertassens nahm blitzschnell einen Stuhl und haute sie dem Polizist mit voller Wucht auf den Kopf. Dieser fiel ohnmächtig zu Boden und war somit außer Gefecht gesetzt.

Die Hebertassens wollten anschließend in den Wald flüchten. Doch sie hatten ihre Rechnung ohne die Polizei gemacht. Sie haben sie überwältigt, festgenommen und setzten sie mit Handschellen versehen in den Polizeiwagen.

Ich stand immer noch unter Schock und konnte kaum fassen, was gerade passiert war. Nachdem die Polizei mich verhört hatte, durfte ich mit Herrn Wolke nach Hause gehen. Es kam mir immer noch alles total unecht vor.

Auf dem Nachhauseweg fragte ich ihn: „ Sagen Sie mal, Herr Wolke, wie haben Sie mich eigentlich gefunden?“ „ Also, das war so. Ich war mit meinem Dackel Paul spazieren, bis ich plötzlich diese komische mir unbekannte Hütte entdeckte. In diesem Moment hörte ich auch schon deine Schreie und so habe ich kurzerhand die Polizei angerufen, die auch schon wenige Minuten später da war. Der Rest der Geschichte, mein liebes Mädchen, ist dir ja bekannt.“ „Ich danke Ihnen so sehr, Herr Wolke. Sie sind mein Retter, denn ohne sie hätte ich jetzt vielleicht keine Finger, kein Arm oder wer weiß was nicht mehr.“

Beide mussten ganz laut lachen und schlenderten glücklich und zufrieden nach Hause.

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Autorin / Autor: Götzi, 12 Jahre - Stand: 15. juni 2010