Nächtlicher Besuch

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Ein Knarren, ein Klappern, ein Rauschen. Und schon stand ich fast senkrecht im Bett. Ich stand auf und wankte ganz leise zur Tür. Was war das? Ich hörte die Terrassentür zufallen. Hatte neuerdings alles und jeder Zutritt zu unserem Haus? Schon wieder ein Geräusch. Aber diesmal erkannte ich es nicht gleich. Es klang wie ... wie ... wie Hufgetrappel? Seit wann hatte ein Einbrecher Hufe? Nein, das konnte einfach nicht sein. Ich schlich den Flur entlang. Vorbei am Schlafzimmer, am Bad, die Treppe hinunter. Unten vorbei am Büro, Gästebad. Jetzt hörte ich einen Moment gar nichts mehr. Zielsicher ging ich in Richtung Wohnzimmer. Links neben mir lag die Küche. Die Tür war angelehnt, aber ich konnte noch durch einen Spalt etwas sehen. Und das, was ich dort sah, war mindestens genauso erschreckend, wie ein Huftritt. Ich dachte wirklich, mich trifft der Schlag! Ähhh... mich tritt ne Kuh! In unserer Küche stand sage und schreibe eine Kuh. So wie man sie von den Wiesen und Almen kennt „W... wie kommst du denn hierher? Und was machst du überhaupt in unserer Küche?“ Auf all diese Fragen bekam ich jeweils nur ein lautes und müdes : „Muh!“ Ich dachte mir, dass sie durch die Terrassentür hereingekommen sein musste, die ich vorhin gehört hatte. Jetzt musste ich nur sehen, wie ich diesen Wiederkäuer aus dem Haus bekam. Am besten so, wie er hineingekommen war. Leichter gesagt als getan! Die Kuh ließ sich nicht einen Millimeter bewegen. Nicht mit Brot, Keksen, Wurst. Ach, ich weiß gar nicht, was ich alles ausprobiert habe. Plötzlich fing sie an, mit dem Vorderbein auf dem Boden zu scharren. Ich dachte, wenn ich jetzt nicht die Kurve kratze, dann würde ich nachher nur noch aus Kratzern bestehen. Ich versteckte mich hinter der inzwischen offenen Küchentür, was die Kuh offensichtlich nicht bemerkte. Im Kuhgalopp raste sie um die Ecke und knallte im Wohnzimmer erst gegen das Sofa, dann gegen die Tür, durch die sie das Haus betreten hatte. Diese ging natürlich entzwei, was würde man aus anderes bei diesem Temperament erwarten? Das Rindvieh war plötzlich auf und davon und war auch nie wieder zu sehen.

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Autorin / Autor: Katharine, 14 Jahre - Stand: 15. Juni 2010