Eine dunkle Gestalt

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Max ist ein kleiner zehnjähriger junge, der seit Jahren Angst hat, in den Keller zu gehen. Alle sagen, im Keller lebt ein Ungeheuer, das so groß sei, das es kaum in den Keller passe. Es wäre riesig groß, haarig und fresse gerne kleine Kinder, die erst zehn Jahre sind. Max hat solche Angst, dass er nachts schon nicht mehr schlafen kann.
Eines Tages träumt Max, wie auch andere Kinder in dem Alter, von einem schrecklichen Ungeheuer. Schweiß gebadet wacht er auf. Er merkt, das dass alles nicht mehr so weiter gehen kann...
Lange Zeit überlegt er, was er dagegen machen kann. Nach mehreren Minuten weiß er die Antwort: Er zieht seine Hausschuhe an und machte sich auf den Weg in den Keller. Als er vor der Kellertür steht zögert er. Die Tür war einen Spalt geöffnet. Sein Herz pochte Laut und in seiner Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. „Was mache ich nur, wenn dort doch ein Ungeheuer ist?“, denkt er und starrt den Spalt an. Dahinter ist es dunkel. Nichts kann er durch den kleinen Spalt sehen. Tief atmet er durch, nimmt all seinen Mut zusammen und macht die Kellertür ganz auf. Sie knarrt leise vor sich hin, während er sie langsam aufschiebt. Vorsichtig geht Max dann Stufe für Stufe die Kellertreppe hinunter. Max bekommt immer mehr Angst je tiefer er in den Keller geht. Die Worte der Anderen gehen ihm nicht aus dem Kopf: „Da lebt ein Ungeheuer! Das ist so riesig und beharrt – igitt. Das frisst vor allem kleine zehnjährige Kinder!“ Die Treppe quietscht und knackt bei jedem Schritt. Als er schließlich unten im Keller ankommt, hört er eine unheimliche stimme. Seine Knie fangen an zu zittern. Vor Schrecken hält Max so stark die Luft an, dass er schon fast blau anläuft. Er überlegt sogar noch ob er schreien soll, aber er macht es nicht. Max wusste nämlich nicht, ob er dann nicht von dem Ungeheuer verschlungen würde. Ein paar kalte Tränen laufen über sein Gesicht. Die Stufen knarren. Den Wind hört man über das Dach pfeifen.
Max fragt leise und ängstlich: „I-ist d-d-da je-je-je-mand?“ Er hört nichts. „Ha-ha-hal-lo. Ha-ha-hallo? I-ist d-d-da je-je-je-mand? Ha-hallo?“ Es kommt keine Antwort. Er geht einen Schritt weiter in den Raum hinein. Er fragt noch einmal: „Ha-hallo ist d-da jema-mand?“ Max zittert und ihm ist kalt. In diesem Moment schaut Max in einen Spiegel, der dort an einer Wand hängt. Ihm wird kälter und kälter. Er hört gruselige Geräusche, die von irgendwo im Keller herkommen. Sein Blick schweift im Raum herum. Er schaut auf die Kellertreppe und schreit plötzlich auf: „Aaaaaaaaaaaahhh!“
In diesem Moment wacht Max auf. Es war alles nur ein Traum. „So kann es nicht weitergehen“, denkt er und packt all seinen Mut zusammen. „Genau, jetzt muss ich in den Keller, um zu schauen, ob die Leute recht haben! Nur so kann ich verhindern, dass ich ständig Alpträume bekomme!“ Er steht auf, geht auf die Kellertür zu, die nur angelehnt ist. Es zieht aus dem Spalt kalte Luft heraus. Langsam macht er die Türe auf und geht die Kellertreppe hinunter. Die Stufen knarren und sein Herz schlägt bis in seinen Hals. „Wie im Traum!“, denkt er und will Licht anmachen. Doch die Lampe ist defekt. Nur das Licht, was durch das Treppenhaus fällt, spendet ihm einen hellen Schein. Als er unten ankommt, steht dort eine große schwarze Gestalt. „Oh mein Gott!“ sagt er zu sich selbst und hat plötzlich große Angst. Wie angewurzelt starrt er die dunkle Gestalt an. Vorsichtig schiebt er einen Fuß auf die Gestalt zu. Die Gestalt rührt sich nicht. Sie steht regungslos ihm gegenüber. Schritt für Schritt arbeitet er sich langsam auf sie zu. Sein Herz schlägt immer schneller und lauter. Nun steht er kurz vor ihr. Die dunkle Gestalt scheint ganz ruhig zu bleiben. Seine Augen haben sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. So merkt er nun, dass die dunkle, fürchterlich aussehende Gestalt nur ein altes, von Motten zerfessenes schwarzes Tuch auf einem Jackenständer ist. Erleichtert sieht er das Tuch an, fängt an zu lachen und geht wieder zu Bett. Von nun an hat Max nie mehr Angst, in den Keller zu gehen und auch keine Alpträume von bösen Ungeheuern.

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Autorin / Autor: Gina, Nisa und Alina, 13 Jahre - Stand: 15. Juni 2010