Der brennende Wald

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

„Kate, kommst du bitte mal runter!“. Hoffentlich ist es nicht wegen meiner schlechten Schulnoten oder weil ich dieses Jahr schon viermal geschwänzt habe. „Ja, komm ja schon. Was ist denn so wichtig?“
„Ich hab ein Problem Katie: Ich bin die ganze Woche fort und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht auf Zoe und Lukas aufpassen könntest. Wärst du so nett?“ Phu. Es war falscher Alarm. „Klar mach ich das. Er ist ja mein kleiner, süsser, niedlicher 8-Jähriger Bruder und die tolle Schwester.“ Und als ich dies ausgesprochen hatte und dabei lächelte wie ein kleines Engelein, sah man hoffentlich deutlich genug, dass ich das natürlich ironisch meinte, denn in Wirklichkeit ist Lukas ein gemeiner, fieser Bengel, der seiner Mutter alles petzt, was er gerade sieht und wenn´s nicht mies genug tönt, lügt er. Und leider lügt er sehr gut, oder jedenfalls so, dass es meine Eltern ihm abkaufen. „Och Katie, na komm schon. Ich weiss ja, dass du es hasst, auf die beiden aufzupassen, aber ich weiss doch nicht, wo ich sie sonst unterbringen soll.“ „Du kannst sie ja zu den Nachbarn schicken.“, sage ich. „Nein, das geht nicht. Da hat Lukas das letzte Mal die Fernbedienung kaputt gemacht und jetzt wollen sie die beiden bestimmt nicht mehr. Ach komm schon Katie“. Meine Mutter schaut mich bittend an. „Ich weiss nicht recht. Ich tu das ja echt nicht gern aber…“ „… Danke Kate, du bist die Grösste. Ich habe für euch vier Hübschen das Essen im Kühlschrank und der Hausschlüssel liegt im Wohnzimmer auf dem kleinen Glastisch. Bis dann und danke noch vielmals, du bist ein Schatz“. „ Hey…“ Und schon ist meine Mum mit ihrem Koffer aus dem Schlafzimmer verschwunden, ruft noch schnell Dad, er solle jetzt endlich kommen, legt ihren Koffer in den Kofferraum des Autos, steigt mit Dad ins Auto und nach fünf Sekunden sind die beiden schon nicht mehr zu sehen. „…ich habe doch noch gar nicht ja gesagt“, murmel ich vor mich hin und rufe meinem grossen Bruder Nick, er solle gefälligst eine Pizza bestellen. Den ganzen Abend lang saßen alle vier vor dem Fernseher, aßen Pizza und offenbar bin ich kurz eingeschlafen, denn nun flüstert mir Nick sachte ins Ohr: „Hey, Katie es ist 12.00 Uhr nachts. Meinst du nicht Luk, Zoe und du, ihr solltet langsam schlafen gehen? Ihr habt morgen wieder Schule.“ Ach ja, das hab ich ganz vergessen. „Zoe, Luk, schlaft ihr schon? Kommt, wir gehen nach oben.“
Schnell zieh ich mir den Pyjama über den Kopf, sage Zoe gute Nacht und mache bei Luk noch das Licht aus und die Türe zu. Heute war wieder einer dieser langweiligen, verregneten Sonntage. Das heißt bei mir, dass am Montag wieder alles total schief gehen wird, denn wenn ich mich den vorherigen Tag langweile, geht dann am nächsten Tag alles schief. Keine Ahnung weshalb das so ist. Es ist nun mal einfach so.
Diese Nacht habe ich ausserordentlich gut geschlafen und nun schaue ich auf die Uhr: „Scheisse! Zoe, Luk wacht auf: Wir kommen zu spät zur Schule.“ Aber niemand rührt sich oder gibt sich wenigstens die Mühe mir eine Antwort zu geben, deshalb hüpfe ich schnell aus meinem Bett und geh zu Zoe ins Zimmer. „Aufwachen du Schlafmütze, na mach schon“, schreie ich die schlafende Zoe an, die eigentlich schon längst auf dem Weg in die 6. Klasse sein sollte, mit ihrer Schulfreundin Tanja, die genau gleich alt ist wie Zoe. Also das heißt sie sind beide am selben Tag geboren. Sozusagen 12-Jährige Zwillinge. „Zoe. Wach auf.“
Ich rüttle sie und endlich macht sie ihre Augen auf. „Na mach schon, du solltest schon lange in der Schule sein.“ Erschrocken sieht Zoe mich an und zieht sich, ohne mit mir ein Wort zu wechseln, an. Schnell trete ich auch noch in Lukas’ Zimmer ein und zum Glück ist der schon hellwach und hat sich angezogen. „Schnell, geh in die Schule, du kommst sonst zu spät.“ Und schon ist er neben mir vorbeigehuscht, zieht seinen Schulrucksack an und geht zur Tür hinaus. „Warte auf mich“, ruft Zoe ihm hinterher und schafft es noch rechtzeitig durch den offenen Türspalt zu rennen, doch sie bringt es offenbar nicht zu Stande, die Türe zuzumachen und lässt sie ein stückweit offen. Ich bin noch nie durch diese Türe gegangen, da diese ja eigentlich in den Gartenschuppen führt. Zoe und Lukas gehen nur hier durch, weil man von dort aus schneller zum Bus, den sie in die Schule nehmen, gelangt. Nun wundert es mich, was eigentlich dahinter steckt. Aber ich werde später ein Auge darauf werfen, denn jetzt muss ich so schnell wie möglich in die Schule gelangen.
Nach der Schule, am späten Abend, gehe ich sofort zu der angelehnten Tür. Nun sehe ich einen schwachen Lichtstrahl hindurch schimmern, und durch einen kleinen Strahl sehe ich noch ein kleines Stückchen grünen Wald, der plötzlich aus heiterem Himmel anfing zu brennen. Für einen Moment wusste ich gar nicht recht, wie ich jetzt wohl handeln sollte, aber nun rief ich schnell meinen großen Bruder zur Stelle und schnell riefen wir die Feuerwehr an und zum Glück konnten sie das Feuer noch rechtzeitig löschen und ohne mich( Entschuldigung: Ohne die angelehnte Tür) wäre der schöne grüne Wald wohl ganz abgebrannt.

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Autorin / Autor: Elisabeth, 14 Jahre - Stand: 14. Juni 2010