Mitläufer oder Wannabe

Vielleicht auch irgendwo dazwischen? deborah.s über Anpassung, Meinungen und Mainstream.

Jedem ist es schon einmal passiert. Man ist in einer Gruppe von Leuten, möglicherweise kennt man viele von ihnen nicht einmal besser als die Verkäuferin vom Supermarkt. Trotzdem macht man ohne weiteres Dinge, welche man am Vortag noch als „peinlich“ oder „niveaulos“ abgestempelt hätte. Danach redet man sich ein, dass es eigentlich nichts zu bedeuten hat und dass man seine Meinung auch über gewisse Dinge ändern kann. Merkwürdig ist nur, dass man seine Meinung über gewisse Sachen gerade dann ändert, nachdem man sie getan hat. Also hat jemand, der immer gegen Rauchen war und dann, als er in einer Gruppe von zehn rauchenden Leuten zu Rauchen anfängt, wirklich seine Meinung geändert, oder hat die Person gar beschlossen, für ihr Image ihre Wertvorstellungen zu ändern?

Oder man hat feste Vorstellungen vom Leben, welche Zielgruppe von Menschen man in seiner Umgebung haben will und weiß ganz genau, welche moralischen Pflichten man zu erfüllen hat. Man analysiert alles und jeden mit halbpsychologischen Wissen und denkt, die Welt von oberflächlichem und kommerziellem Denken befreien zu müssen, was natürlich die ganze Welt auch wissen und akzeptieren muss. „Ich habe eben eine eigene Meinung und dafür will ich mich nicht verstecken müssen!“. So weit so gut. Doch in jeder Konversation, die das Menü des morgigen Mittagsbuffets behandelt, seine Meinung über Musik, welche man natürlich für Mainstream hält, einfließen zu lassen, kann auf Dauer auch ganz schön nervig sein. (Am coolsten ist es natürlich, wenn man eine Lieblingsband hat, deren Name anderen so fremd ist wie ein Dorf im australischen Outback).

Einige Menschen vertreten eine Meinung, weil ein Großteil anderer sie auch vertritt.
Einige Menschen vertreten eine Meinung, weil nur eine Minderheit sie auch vertritt und sie dadurch zu etwas Besonderem macht.

Es sollte wichtig sein, dass du eine eigene Meinung hast, die du vertrittst, aber es sollte nicht im Vordergrund stehen, dass diese Meinung einzigartig und unglaublich besonders ist.
Und wonach sollte man sich am besten richten, wenn nicht an einer Menschengruppe in der eigenen Umgebung oder einer, welcher man gerne angehören würde?
Ich denke, am besten nach sich selbst.

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Autorin / Autor: deborah.s - Stand: 9. August 2011