Pagans
Autor: James Alistair Henry
James Alistair Henry hat einen Krimi geschrieben, der in London spielt: “Pagans - Ein Killer. Zwei Cops.”
Soweit alles klar. In der Fantasie des Lesers nimmt ein möglicher Plot Gestalt an.
Doch halt, eigentlich heißt es, “Pagans - Ein Killer. Zwei Cops. Hunderte Götter.”
Wie jetzt? Wann ist der Plot denn zeitlich angesiedelt? Das erste Mal steht die Welt des Lesers Kopf. Um es vorweg zu nehmen, das passiert noch öfters und macht dieses Buch so außergewöhnlich. Es ist rasant, witzig und spannend erzählt. Eigentlich geht es um Mord, Verschwörung und Korruption. Angesiedelt ist die Story in einem London, das so nicht existiert bzw. existierte. Die industrielle Revolution hat im Süden stattgefunden und nicht auf der Insel. Hier leben mehrere Völker mehr oder weniger friedlich nebeneinander, wobei zwei nun in Gestalt der ermittelnden Polizisten Aedith und Drustan aufeinanderprallen. Wie unterschiedlich dabei ihre Lebens- und Arbeitsrealitäten sind, und wieviel sie voneinander wissen, zeigt exemplarisch dieser Dialog;
» Vielleicht sollte man auch hinzufügen«, ergänzte Drustan mit vollkommen ungerührtem Gesicht, »dass ich meine Berichte im bardischen Versmaß einzureichen habe.« Nun war es an Aedith, ihn ungläubig anzustieren. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen.« Drustan schüttelte den Kopf. »Natürlich gebe ich einen Bericht zu den Akten, aber es ist ein Zeichen von Respekt den Ältesten gegenüber, einen zweiten Bericht in Form von.... Nun, wie ich es sagte. Wir sind noch immer keine Schriftkultur, nicht in der Mehrheit, und auf diese Weise kann jeder hören, was sich zugetragen hat.«
Der Plot ist stimmig konstruiert und trägt durch verschiedene Twists gut auf den etwa 480 Seiten. Was das Buch so ungewöhnlich macht, ist das zeitliche Setting, das vage bleibt. Götter in London kennt man durch die Reihe um Peter Grant als Ermittler in der Flüsse-von-London-Reihe. Pagans ist allerdings nicht als Parallelwelt angelegt, sondern in einem eigenen Universum. Dieses hat fantastische Elemente, ist aber kein Science Fiction. Vieles ist unserer Realität nah, deshalb sind die wenigen krassen Abweichungen so nachhaltig. Sie fungieren als Spiegel für den Leser, der stolpert, weil vertauscht zu unserer Wirklichkeit 2025, Afrika industriell entwickelter ist als Europa.
Obwohl Aedith und Drustan nicht nur den Mörder fangen müssen, nebenbei eine Verschwörung aufdecken und ihr Privatleben organisieren, gibt es am Ende des Buches eine Lösung. Dennoch ist nicht alles auserzählt, so dass man auf eine Fortsetzung hoffen darf. Fazit: unbedingt lesen. Auch ein super Geschenk für alle Krimi-Fans, die schon jede Krimirichtung mal gelesen haben.
Erschienen bei Lübbe
Autorin / Autor: Victoria - Stand: 31. Oktober 2025