Jobverlust oder Weltuntergang?

Studie zeigt: Menschen finden aktuelle KI-Risiken beunruhigender als apokalyptische Zukunftsszenarien

Was macht Menschen eher Sorgen? Die Vorstellung, dass Künstliche Intelligenz (KI) in ferner Zukunft die Menschheit beherrschen oder gar auslöschen könnte? Oder die aktuellen, konkreten Probleme, die mit der zunehmenden Nutzung von KI schon jetzt zu beobachten sind? Diese Frage untersuchte nun ein Schweizer Forschungsteam der Universität Zürich (UZH).

Eine verbreitete Sichtweise betont die langfristigen, spekulativen Risiken – etwa, dass KI das Überleben der Menschheit potenziell bedroht. Eine andere konzentriert sich auf unmittelbarere Bedenken, wie KI-Systeme soziale Vorurteile verstärken oder zu Fehlinformationen beitragen. Einige befürchten, dass die Betonung dieser dramatischen "existenziellen Risiken" von den drängenderen, realen Problemen ablenken könnte, die KI bereits heute mit sich bringt.

Aktuelle Probleme lösen größere Sorgen aus

Um diese Ansichten zu untersuchen, führte ein Team von Politikwissenschaftler:innen der Universität Zürich drei groß angelegte Online-Experimente mit über 10'000 Teilnehmenden aus den USA und Großbritannien durch. Diese wurden mit verschiedenen Schlagzeilen konfrontiert, die KI etwa als katastrophales Risiko darstellten. Andere lasen über aktuelle Gefahren wie Diskriminierung oder Falschinformationen, wieder andere über mögliche Vorteile von KI. Ziel war es, zu untersuchen, ob Warnungen vor einer fernen Katastrophe durch KI die Aufmerksamkeit für reale, aktuelle Probleme verringern.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die Befragten deutlich mehr Sorgen über aktuelle KI-Risiken machen als über mögliche zukünftige Katastrophen", sagt Fabrizio Gilardi, Professor am Institut für Politikwissenschaft der UZH. Auch wenn Texte über existenzielle Bedrohungen die Angst vor solchen Szenarien verstärkten, blieb die Besorgnis über aktuelle Probleme, wie zum Beispiel der Verlust von Arbeitsplätzen viel höher. Die Studie zeigt aber auch, dass Menschen zwischen spekulativen Gefahren und konkreten Problemen unterscheiden können – und beides ernst nehmen.

Diskurs über KI-Risiken breit führen

In der öffentlichen Diskussion wird oft befürchtet, dass die Fokussierung auf spektakuläre Zukunftsszenarien von drängenden Gegenwartsproblemen ablenkt. Die Untersuchung liefert nun erstmals systematische Daten, die zeigen: Menschen bleiben sich der realen Gefahren auch dann immer noch bewusst, wenn sie mit apokalyptischen Warnungen konfrontiert werden. "Unsere Studie zeigt, dass die Diskussion über langfristige Risiken nicht automatisch zu Lasten der Aufmerksamkeit für aktuelle Probleme geht", sagt Co-Autorin Emma Hoes. Fabrizio Gilardi ergänzt: "Der gesellschaftliche Diskurs über KI sollte kein Entweder-oder sein. Es braucht ein gleichzeitiges Verständnis für unmittelbare und potenzielle zukünftige Herausforderungen."

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 28. April 2024