Süchtig nach Bewegung

Studie: Ausdauersportarten können abhängig machen

Für die meisten Normalsterblichen ist der Griff zu den Joggingschuhen oder der Gang in den Sportverein mit ganz vielen Hürden gepflastert: Erst muss der fiese innere Schweinehund besiegt werden, dann müssen all die anderen Verlockungen des Lebens ignoriert werden und dann muss man sich auch noch aufraffen. Uff! Klar, hinterher fühlt man sich toll und fragt sich, warum es dann anfangs nur immer so schwer ist, Sport zu treiben. Für all diese Sportmuffel hört es sich nach einem paradisieschen Zustand an: süchtig nach Sport zu sein. Tatsächlich scheint das - zumindest unter SportlerInnen - gar nicht mal so selten vorzukommen.

SportpsychologInnen um Dr. Heiko Ziemainz vom Institut für Sportwissenschaft und Sport an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg haben in einer Befragung von 1.089 AthletInnen herausgefunden, dass 4,5 Prozent von ihnen ernstlich suchtgefährdet sind. Unabhängig vom Alter oder Geschlecht: Wer eine Ausdauersportart wie zum Beispiel Triathlon, Laufen oder Radfahren betreibt, läuft Gefahr, an einer Sportsucht zu erkranken, glauben die WissenschaftlerInnen. Besonders gefährdet sollen vor allem jüngere Athleten, Triathleten und die sein, die besonders häufig und/oder schon seit Jahren trainieren.

*Negatives Selbstwertgefühl?*
Dass es etwas schlechtes sein kann, süchtig nach Sport zu sein, mag jetzt dem gemeinen Sportmuffel nicht sofort einleuchten. Auch der Forscher Heiko Ziemainz bedauert, dass das Krankheitsbild Sportsucht/Sportsuchtgefährdung in den Diagnosehandbüchern der Klinischen Psychologie nicht auftaucht. Dennoch dürfe die Gefährdung nicht unterschätzt werden: “Sportsuchtgefährdung scheint in Zusammenhang mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zu stehen.” Als Gründe für ein exzessives Sporttreiben nennt er zum Beispiel ein negatives Selbstwertgefühl, Zwanghaftigkeit oder den Hang zum Perfektionismus.

*Wie Raucher oder Alkoholiker*
Sportsüchtige neigen dazu, ihre Grenzen regelmäßig zu überschreiten und ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Schmerzen werden ignoriert, Verletzungen billigend in Kauf genommen, Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte zugunsten des Sportes eingestellt. Fällt der Sport mal aus, leiden die Sportsüchtigen unter Entzugserscheinungen ähnlich wie Raucher oder Alkoholiker. Sie befinden sich etwa in einer depressiven Stimmung, verspüren innere Unruhe oder leiden unter Schlaflosigkeit. “Diese Menschen müssen zwingend therapiert werden”, sagt Heiko Ziemainz.

Wenn ihr also zu denen gehört, die sich eher zum Sport quälen müssen, dann müsst ihr nicht neidisch auf die gucken, die Tag für Tag eisern ihre 30 Runden im Park drehen und dafür den Kinoabend mit den FreundInnen sausen lassen. Die haben nämlich möglicherweise ein Problem ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pessemitteilung - Stand: 13. Juni 2013