Von Daten und Geschichten

Studie zur Effektivität von Wissenschaftskommunikation

Findet ihr es nicht auch seltsam, dass ein Thema wie der Klimawandel immer noch von vielen geleugnet oder zumindest ignoriert wird, obwohl ein überwältigender wissenschaftlicher Konsens darin besteht, dass er menschgemacht ist? Wie sieht es mit anderen wissenschaftlich fundierten Debatten aus: Kreationismus versus Evolution? Kornkreise und die Möglichkeit außerirdischer Besuche? Welche Informationen kursieren über die Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch das neuartige Coronavirus?
Was führt dazu, dass die Öffentlichkeit trotz der Schlussfolgerungen glaubwürdiger Expert_innen immer noch Zweifel hegt und sich zum Beispiel Verschwörungstheorien verbreiten? Möglicherweise liegt es an zu vielen Zahlen und Statistiken und zu wenig Geschichten, finden Forscher_innen. "Eine Erzählung beeinflusst, wie wir die Person wahrnehmen, die die Botschaft überbringt", sagt Melanie Green, Professorin für Kommunikation an der Universität am Buffalo College of Arts und Wissenschaften. Sie ist Mitautorin einer neuen Studie, die untersucht hat, wie die Art der Botschaft unsere Wahrnehmung der Person beeinflusst, die sie überbringt.

Laut den Ergebnissen dreier Studien mit bis zu 255 Teilnehmenden wird ein_e Nachrichtenüberbringer_in, die ihr oder sein Wissen in eine Geschichte verpackt als warmherziger und vertrauenswürdiger angesehen, als als wenn nur Statistiken und Zahlen vorgetragen werden. Offenbar verlassen wir uns vor allem auf zwei Qualitäten, wenn wir uns einen Eindruck von jemand anderem machen: Wärme und Kompetenz. Wärme wird definiert als freundlich, hilfsbereit und vertrauenswürdig, während sich Kompetenz auf Fähigkeit, Intelligenz und Geschicklichkeit bezieht.
Frühere Forschungen zeigen, dass Menschen Wissenschaftler_innen zwar als klug und kompetent wahrnehmen, aber wenig Warmherzigkeit in ihnen sehen. Diese Distanz wiederum könne zu einem Mangel an Vertrauenswürdigkeit führen und sei letzlich eine Kommunikationsbarriere, erklärt Green. Ein Weg, diese Wahrnehmung zu verändern könnte sein, eine Geschichte zu erzählen, denn dies schaffe Einfühlungsvermögen und bringe uns dazu, mit den betroffenen Charakteren mitzufühlen.

Sollten Wissenschaftler_innen aber wirklich Geschichten erzählen? Melanie Green findet ja, sie sei schließlich auch eine Wissenschaftlerin und sehe auch die Risiken, wenn Menschen Schlussfolgerungen ziehen, die über die Ergebnisse etablierter Forschung hinausgehen. "Als Wissenschaftler sind wir darauf trainiert, vorsichtig mit Daten umzugehen und präzise zu sein. Eine Geschichte wird nicht alles erklären", sagt sie. "Aber es gibt viele Arten von Geschichten, und wir können z.B. erzählen, wie die Daten gesammelt wurden, warum das Forschungsteam zusammenkam, oder was uns an diesem Forschungsgebiet am meisten interessiert." Solche Geschichten bewirkten, dass die Daten präzise bleiben, aber sie trügen auch dazu bei, Wärme und Vertrauenswürdigkeit zu schaffen, ohne die Kompetenz zu untergraben. "Wir haben Beweise für einen allgemeinen positiven Effekt", sagt Green. "Beide Qualitäten - Wärme und Kompetenz - können gemeinsam wachsen."

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