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Verbraucherzentrale warnt vor Unterrichtsmaterialien mit Hintergedanken

LehrerInnen, die nur mit dem Schulbuch arbeiten, haben oft das Problem, dass sie mit veralteten Inhalten auskommen müssen. Da ist es doch praktisch, dass es so viele frei verwendbare Unterrichtseinheiten zu modernen und aktuellen Themen gibt. Diese sind aber nicht immer unproblematisch. Manchmal enthalten sie Werbung, manchmal verfolgen sie bestimmte Interessen und oft sind sie didaktisch nicht gerade sinnvoll.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat darum 452 Lehrmaterialien von öffentlichen Auftraggebern, Nicht-Regierungs-Organisationen und Wirtschaftsunternehmen zu den Themen Finanz- und Medienkompetenz, Nachhaltiger Konsum und Ernährung unter die Lupe genommen. Als Grundlage der Bewertung diente ein wissenschaftlich erstelltes Bewertungsraster. 

Die gute Nachricht zuerst: Über 60 Prozent aller Materialien erfüllen die Anforderungen an gutes Unterrichtsmaterial. Allerdings stammt der Großteil der untersuchen Materialien auch von öffentlichen Auftraggebern (z.B. Ministerien) und von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs). Drei Viertel aller Materialien von solchen Herausgebern erhielten die Noten "gut" bis "sehr gut". Nur wenige Ausreißer (z.B. der Veggie-Führerschein von PETA Deutschland e.V.) kassierten ein mangelhaft wegen unausgewogner, ideologisch gefärbter Inhalte.

*Enger Fokus, einseitige Darstellung und Produktwerbung*
Jetzt die schlechte Nachricht: Bei Herausgebern, die aus der Wirtschaft kommen (also z.B. Unternehmen, Verbände usw.) haben lediglich knapp 10% der Unterrichtsmaterialien die Note sehr gut bekommen, dafür aber knapp 18% ein "mangelhaft", insgesamt überwiegen lediglich "befriedigende" Materialien. Wie aber kommen diese schlechten Note zustande? Die StudienautorInnen kristisieren, dass Sachverhalte oft nicht objektiv dargestellt werden oder es zu einseitigen Darstellungen kommt, wenn die Herausgeber bestimmte Interessen verfolgen. Auch der thematische Fokus sei oft eng und es werde versucht, bestimmte Unternehmen oder gar eine ganze Branche in ein gutes Licht zu rücken. Manche Materialien enthielten sogar ganz konkret Produkt- und Markenwerbung. Darüber hinaus steht die Didaktik nicht immer im Vordergrund. Viele Materialien bekamen Abzug wegen einer unangemessenen Vermittlung der Lehrinhalte.

„Das schlechtere Abschneiden wirtschaftsnaher Materialien legt den Schluss nahe, dass sich werbliche und wirtschaftliche Interessen negativ auf die Qualität der Bildungsmedien niederschlagen“, sagt Tatjana Bielke, Leiterin des Projekts Materialkompass Verbraucherbildung.

Der vzbv fordert daher, verbraucherrelevante Themen bundesweit in den Lehrplänen zu verankern – in einem Pflichtfach Verbraucherbildung. Zudem muss die Lehrerfortbildung in diesem Bereich gestärkt werden. Auch das in vielen Bundesländern bereits im Schulgesetz verankerte „Werbeverbot an Schulen“ muss konsequent umgesetzt werden, um dem Lobbyismus an Schulen Einhalt zu gebieten.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion /  Pressemitteilung - Stand: 3. Februar 2014