Umweltschonend Daten speichern

Öko-Institut: Kleine Netzwerkspeicher sind besser für die Umwelt als die "Cloud"

Fotos, Filme und andere Daten - die Sammelwut wird angesichts der vielen Datenspeichermöglichkeiten immer größer. Viele nutzen dafür inzwischen Online-Speicher, auch bekannt unter dem Namen „Cloud“. Wer sich aber in seinem Technikgebrauch umweltfreundlich verhalten will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Speicherung großer Datenmengen auf einer externen Festplatte im Netz große Energiekosten und damit Treibhausgase verursacht. "Wäre die weltweite Cloud ein Land, hätte dieses den fünfthöchsten Stromverbrauch", sagen AktivistInnen von Greenpeace.

Eine andere Möglichkeit, seine Filme und Fotos zu archivieren ist, sich zu Hause ein kleines Heimnetzwerk zuzulegen und dafür effiziente Geräte zu kaufen. Insbesondere die kleinen Netzwerkspeicher schlagen dabei aus Umweltaspekten die Online-Speicher, so das Öko-Institut.

*Datenzentrale für Zuhause – gut für die Umwelt und die Geldbörse*
Kleine Netzwerkspeicher ermöglichen, verschiedene Geräte zu Hause zu vernetzen. Sie verbinden verschiedene Computer, internetfähige Fernseher und mobile Geräte miteinander und machen zudem die Speicherung großer Datenmengen auf bis zu vier Festplatten möglich. Nutzt ihr solche Funktionen in erster Linie zu Hause, solltet ihr eure Daten statt in der „Cloud“ – also online – auf einem lokalen Netzwerkspeicher ablegen. Das spart Energie und Treibhausgase, raten die Wissenschaftler des Ökoinstituts. Nach ihren Berechnungen erzeugt beispielsweise das Speichern einer einzigen DVD mit einem Datenvolumen von 4,7 Gigabyte in einem Online-Speicher 55 Kilogramm CO2-Äquivalente. Nutzt man hingegen ein energieeffizientes Heimnetzwerk, fallen hingegen für die gleiche Datenmenge nur 150 Gramm CO2-Äquivalente an. Dabei seien Heimnetzwerke auch deutlich billiger: Die Anschaffung und der Betrieb eines lokalen Netzwerkspeichers mit einem Terabyte kosten pro Jahr rund 100 Euro. Die Online-Variante bietet zum gleichen Preis dagegen gerade mal 100 Gigabyte an Speicherplatz.

*Kriterien für den umweltbewussten Einkauf*
Das Öko-Institut hat im Rahmen des Projektes „Top 100“, in dem Vergabekriterien für das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ entwickelt werden, Empfehlungen für den Einkauf kleiner Netzwerkspeicher abgeleitet. Ran Liu, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Öko-Institut, rät: „Beim Kauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher auf den Stromverbrauch der Geräte achten. Ein energieeffizienter Netzwerkspeicher mit zwei Festplatten verbraucht maximal 58 Kilowattstunden pro Jahr. Ineffiziente Geräte können dagegen leicht das Doppelte verbrauchen.“  Die Geräte sollten über einen Netzwerk-Standby verfügen, der nicht mehr als vier Watt verbraucht und sie müssen leise im Betrieb sein.

*Externe Festplatten für die Datensicherung*
„Wer hingegen in erster Linie Daten speichert, ohne verschiedene Geräte zu vernetzen, sollte auf einfache externe Festplatten zurückgreifen“, so Liu weiter. Die Archivierung großer Datenmengen kann mit ihnen problemlos gemeistert werden und sie benötigen nur dann Energie, wenn sie auch wirklich genutzt werden. Auch hier empfiehlt das Öko-Institut, auf energieeffiziente und geräuscharme Modelle zu setzen, wie die kleineren 2,5 Zoll-Modelle. Sie benötigen zwei Drittel Strom weniger als die 3,5 Zoll-Festplatten und sind außerdem auch leiser im Betrieb. Energiesparende Modelle erkennt man leicht am USB-Kabel, denn wenn die Festplatten ausschließlich über einen einzelnen USB-Port mit Strom versorgt werden, kann deren Leistungsaufnahme nicht den empfohlenen Wert von 2,5 Watt überschreiten.

*PROSA – Methode für die Kriterienentwicklung für Umweltkennzeichnung*
Für die Ableitung von Vergabekriterien für das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ prüfen die am Forschungsprojekt beteiligten Institute gemäß ISO 14024, welche Umweltauswirkungen für die potenzielle Vergabe eines Klimaschutz-Umweltzeichens relevant sind. Neben dem Energieverbrauch und dem Treibhausgasausstoß werden weitere wichtige Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte analysiert wie die umweltgerechte Produktion, die Schadstofffreiheit, der Gesundheits- und Arbeitsschutz, die Reparaturfreundlichkeit oder die Recyclingfähigkeit.

Grundlage für die Kriterienentwicklung ist jeweils eine Nachhaltigkeitsanalyse mit der vom Öko-Institut entwickelten Methode PROSA (Product Sustainability Assessment). Ausgehend von einer Marktanalyse beinhaltet PROSA eine vereinfachte Ökobilanz an repräsentativen Produkten, die Berechnung typischer Lebenszykluskosten und eine Nutzenanalyse der Produktgruppe. Entlang des Produktlebensweges werden Nachhaltigkeitsaspekte untersucht, die besonderen Hot-Spots des Produktes identifiziert und daraus Vergabekriterien abgeleitet.

Autorin / Autor: Redaktio - Stand: 29. November 2012