Verzweifelter Rettungsversuch?

Aufruf von G8-Befürwortern befeuert Turbo-Abi-Debatte

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Krampfhaftes Festhalten oder unproduktiver Rückschritt? Die Diskussionen um G8 - oder doch lieber G9 oder doch lieber G8 - gehen weiter. In einem "Aufruf zur Versachlichung der Debatte um G8 / G9" warnen unter anderem HochschulprofessorInnen, SchulleiterInnen und ehemalige MinisterInnen vor einer Rückkehr zu G9 und kritisieren eine emotional aufgeladene Diskussion. Eine Rückkehr zu G9 würde die Schulen vor eben so große Anstrengugnen stellen, wie die Strukturveränderugnen, die für G8 erforderlich waren - diese Anstrengungen würden jedoch "auf Kosten einer schulinternen Weiterentwicklung von Unterricht und Schulleben" gehen. Zudem würde eine Abkehr von G8 dazu führen, dass es in den Bundesländern unterschiedlich strukturierte Gymnasien geben würde, so dass für Familien Schwierigkeiten beim Umzug in ein anderes Bundesland enstehen könnten.

Die UnterzeichnerInnen argumentieren, dass AbsolventInnen von G8 ähnlich gut abgeschnitten hätten wie G9-SchülerInnen und dass die vehemente Kritik am stressigen Schulalltag der Turbo-AbiturientInnen auffälligerweise nicht aus Bundesländern käme, in denen das Abitur bereits seit Jahrzehnten in 12 Schuljahren abgelegt wird.

Sie fordern von der Kultusministerkonferenz zu überpürfen, welche veränderten Rahmenbedingungen möglich sind, um die Mittelstufe im Gymnasium zu entlasten. Ein Vorschlag der UnterzeichnerInnen: Die notwendige Zahl der Unterrichtsstunden bis zum Abitur von 265 auf 260 zu senken, so dass SchülerInnen der Mittelstufe rechnerisch eine Stunde pro Woche weniger Unterricht hätten. Auf diese Weise könnte der Nachmittagsunterricht reduziert oder sogar ganz fallen gelassen werden.

Natürlich blieb der Aufruf zur Beibehaltung von G8 nicht ungehört - und nicht unkritisiert. Der Vorsitzende des Deutschen Philogenverbands Heinz-Peter Meidinger etwa bezeichnete den Aufruf als "letzten verzweifelten Versuch G8 zu retten". Den Vorschlag, die Unterrichtszeit weiter zu verkürzen, zeige eine Bereitschaft, auch an der Qualität zu kürzen, nur um eine Rückkehr zu G9 zu verhindern. Falls der Vorschlag der "G8-Retter" Wirklichkeit werden sollte, gebe es eigentlich nur eine Gewinnergruppe, das seien die Landesfinanzminister, die dadurch weitere Lehrerstellen abbauen könnten. Verlierer seien die Eltern, deren 80-prozentiger Wunsch nach G9 weiter ignoriert werde, und die Gymnasialschüler, deren Abitur dann weniger wert sei, weil hinter der Studienberechtigung immer weniger eine Studienbefähigung stehe.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemeldungen - Stand: 12. Juni 2014