Mehr ist weniger

Psychologie: Warum man besondere Geschenke besser alleine wirken lässt

Seid ihr gerade dabei, die Weihnachts-Geschenketüten für eure Liebsten zu füllen? Dann dürfte für euch die Erkenntnis amerikanischer PsychologInnen interessant sein. Die haben nämlich herausgefunden, dass "große", hochwertige, besondere Geschenke an "Wert" verlieren, wenn sie mit kleinen Geschenken kombiniert werden. Also angenommen, ihr habt zusammengelegt, um einer Person etwas ganz besonders Tolles zu schenken und garniert euer Super-Geschenk noch mit diversen Kleinigkeiten, dann wird die/der Beschenkte sich weniger reich beschenkt fühlen, als wenn er/sie "nur" das große Geschenk erhält.

Dies ist ein Teilergebnis einer Reihe von Studien, die die ForscherInnen dem sogenannten "Presenter's Paradox" gewidmet haben. Dieses Paradox - das besagt, dass mehr manchmal als weniger empfunden wird -  entsteht den WissenschaftlerInnen zufolge dadurch, dass die Schenkenden und die Beschenkten unterschiedliche Perspektiven haben. Die Schenkenden folgen der Devise "je mehr desto besser" während die Beschenkten das Gesamtpaket beurteilen. Und dieses Gesamtpaket setzt sich dann eben aus einer hochwertigen und einer weniger hochwertigen Komponente zusammen, was im Endergebnis zu einer schwächeren Bewertung führt als das hochwertige allein.

In ihren Studien zeigten die ForscherInnen, dass dies nicht nur auf Geschenke, sondern auch auf andere Bereiche zutrifft - etwa auf die Präsentation von Informationen. Werden wichtige und nützliche Informationen mit weniger wichtigen Details präsentiert, dann erscheinen die wichtigen Bestandteile ebenfalls als weniger wertvoll. Die ForscherInnen folgern, Vortragende würden gut daran tun, sich auf das Wesentliche zu beschränken und nur die Informationen zum besten zu geben, die sie wirklich für wichtig halten - so wie Schenkende ihr "tollstes" Geschenk alleine wirken lassen sollten.

Auch bei Strafen soll das Presenter's Paradox Wirkung haben: So wird beispielsweise eine Geldstrafe alleine als schlimmer bewertet als die gleiche Geldstrafe, wenn mit ihr außerdem noch 2 Stunden gemeinnützige Arbeit verordnet werden.

Die Ergebnisse könnten allen helfen, die entscheiden müssen, wie sie ihr Produkt am besten präsentieren - sei es zu entscheiden, welche Songs auf ein neues Album kommen, welche Kritikerstimmen auf einem Buchrücken veröffentlicht werden sollten oder welche Argumente Rechtsanwälte in einem Fall vorbringen wollen. Die Forscher empfehlen, bei solchen Fragen immer die Perspektive des Betrachters einzunehmen und sich dabei immer vor Augen zu führen, dass er möglicherweise beim Betrachten weniger als mehr empfinden wird und nicht umgekehrt.

Für euch kann diese Erkenntnis ebenfalls nicht nur für eure Weihnachtsgeschenkwahl wertvoll sein. Auch in Diskussionen, Klassenarbeiten oder Referaten könnt ihr euch darin üben, dass wichtige Aussagen und Argumente besser wirken, wenn sie nicht durch allerlei Nebensächlichkeiten in ihrer Wirkung abgeschwächt werden.

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 13. Dezember 2011