Mädchen lernen abstrakte Wörter besser als Jungen

US-Studie begründet dies in unterschiedlichem Grammatik-Lernverhalten

Wie war das nochmal: Sitzte oder saß, fliehte oder floh? Das Erlernen von Grammatik und der feine Unterschied zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Verben hat dem einen oder anderen auf der Schulbank sicherlich schon mal Kopfzerbrechen bereitet. Wie Wissenschaftler der Stony Brook Universität in den USA jetzt herausfanden, scheint sich die Paukerei für Mädchen aber besonders zu lohnen: Sie eignen sich Verben anders an als Jungs und haben dadurch beim Erlernen abstrakter Wörter einen bedeutenden Vorteil.

*Mentales Lexikon von Mädchen stärker genutzt*
Um die Forschungsergebnisse zu verstehen, müssen wir aber zunächst einmal klären, wie sich die Grammatik unserer Muttersprache während des kindlichen Spracherwerbs überhaupt im Gehirn verankert. Das ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Forscher gehen aber davon aus, dass wir für das Erlernen sprachlicher Regeln zwei unterschiedliche Systeme benutzen. Das erste ist das sogenannte mentale Lexikon. Hier speichern wir Wörter und Sätze als Ganzes ab, quasi als Klanggebilde. Hier werden auch die unregelmäßigen Verben abgelegt und sind jederzeit abrufbar. Regelmäßige Verben und alle anderen, durch feste Regeln abgeleitete sprachliche Phänomene, setzt das Gehirn mit Hilfe eines Grammatikmoduls, dem zweiten System, zusammen.

In dem mit einer Gruppe von 8-12 Jährigen durchgeführten Experiment schienen Mädchen aber genau diese These zu widerlegen. So fanden die amerikanischen Wissenschaftler heraus, dass die weiblichen Probanden alle Verben – eben auch die regelmäßigen – in ihrem mentalen Lexikon abspeichern. Nur die Jungen blieben dem oben erklärten Schema treu und speicherten unregelmäßige Verben im mentalen Lexikon ab und bauten sich die regelmäßigen durch das Grammatikmodul zusammen.

*Mädchen lernen abstrakte Wörter schneller*
Die unterschiedliche Herangehensweise bringt den Mädchen jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie erlernen abstrakte Wörter und Begriffe schneller und können sie jederzeit abrufen. Jungen hingegen fällt es schwerer, abstrakte – bildlich nicht gut vorstellbare – Begriffe zu erlernen. Das hat damit zu tun, dass das mentale Lexikon für das Verständnis abstrakter Wörter zuständig ist und die Mädchen durch den ständigen Zugriff auf eben dieses, viel schneller abstrakte Begriffe lernen und wiedergeben können.

Dass sich Mädchen abstrakte Begriffe, aber auch Fakten und Ereignisse schneller aneignen und abrufen können, könnte auch der Grund dafür sein, dass Mädchen durchschnittlich besser in der Schule sind als Jungen. Sollte das der Fall sein, müssten in Zukunft auch die Lehrpläne angepasst werden, um Jungen bessere Chancen zu ermöglichen. Weitere Studien sollen diese Annahme noch genauer untersuchen.

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Autorin / Autor: Redaktion / EG - Stand: 2. Juli 2014