"Ich kann jederzeit aufhören!"

Schweizer Studie untersuchte Wirkung von Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln

"Rauchen tötet. Na und? Ich könnte ja jederzeit aufhören.“ Auf viele Jugendliche haben die abschreckenden Botschaften auf Zigarattenschachteln offenbar keine beunruhigende Wirkung. Das stellt eine Studie der Forschungsgruppe für Psycholinguistik und angewandte Sozialpsychologie der Schweizer Universität Freiburg fest. Weil die Abschreckungs-Botschaften auf den Zigarettenpäckchen bisher selten wissenschaftlich untersucht wurden, wollten die Schweizer  Psychologen und Psycholinguisten herausfinden, welche Wirkung auf die Zielgruppe eigentlich wirklich erzielt wird und wie man solche Botschaften verbessern könnte.

Die Studie verlief in drei Phasen: Zuerst wurden Botschaften kreiert und getestet, die die kognitive Aufnahme bei den Jugendlichen fördern sollen. Danach erfassten die ForscherInnen, welche Haltungen die 14-, 16- und 18-Jährigen in Bezug auf das Rauchen haben und im Anschluss daran prüften sie, ob sich diese Einstellungen verändern, wenn die Jugendlichen mit den Botschaften konfrontiert wurden. Drei Monate später untersuchten die WissenschaftlerInnen schließlich, ob und wie sich die Haltungen und Verhaltensweisen langfristig verändert hatten.

Dabei wurden die Jugendlichen sowohl mit kurz- und langfristigen Gesundheitsbotschaften konfrontiert, als auch mit Botschaften, die zwischenmenschliche Beziehungen betreffen. Es wurde festgestellt, dass der langfristige Einfluss der Botschaften fraglich bleibt, auch wenn die Jugendlichen im Moment der Aufnahme der Botschaft empfänglich für deren Inhalt waren. Gemäß der Studie haben auch Bilder auf den Zigarettenpäckchen keinen bemerkbaren Einfluss auf die Rauchergewohnheiten der Jugendlichen.

*Zielgruppen entwickeln sich weiter*
Heraus kam, dass 15 Prozent der jugendlichen RaucherInnen überzeugt waren, ihren Konsum unter Kontrolle zu haben, 73 Prozent denken, dass sie in fünf Jahren immer noch rauchen werden, während gleichzeitig 95 Prozent angaben, dass sie jederzeit damit aufhören könnten. Allerdings stellten die ForscherInnen auch fest, dass sich die 14- bis 18-Jährigen so sehr voneinander unterscheiden, dass sie nicht als homogene Gruppe erfasst werden konnten. Während die Jüngsten weit weniger empfänglich waren für Botschaften über langfristige Konsequenzen wie Krebs oder das Aussehen (gelbe Zähne), fühlten sich ältere Jugendliche davon durchaus angesprochen. Die StudienautorInnen stellten außerdem fest, dass auch einzelne Erlebnisse die Aufnahme der Warnungen beeinflussen: Eine erste Zigarette oder ein erster Alkoholrausch könnten bereits zu einer veränderten Haltung gegenüber den Warnhinweisen führen.

Wie aber können dann Warnhinweise aussehen, wenn die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Identitätsgruppe permanent wechselt? Die Lösung sehen die WissenschaftlerInnen in einer Art Dauerberieselung mit ständig erneuerten Botschaften, die einerseits verschiedene Identitätsgruppen erreichen, andererseits aber auch eine einzelne Person zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben ansprechen.

„Die Studienresultate können nicht auf eine einzelne Ursache zurückgeführt werden“, erklärt Projektleiter Pascal Gygax. „Bei den Jugendlichen muss vielmehr ein ganzes Netz von Verhaltensweisen untersucht werden. Wir konnten beispielsweise eine enge Verknüpfung zwischen Alkoholkonsum und dem Rauchverhalten feststellen. Diese beiden Bereiche zu trennen wäre wahrscheinlich kontraproduktiv.“

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung; Bild: LizzyNet - Stand: 15. Dezmeber 2011