Extern abspeichern hilft dem Gedächtnis

Studie: Neue Inhalte werden besser gemerkt, wenn alte "abgelegt" werden

Bild LizzyNet

Dass wir heute alle möglichen Informationen irgendwo abspeichern und uns kaum noch was selbst merken, wird von vielen Menschen als negativ betrachtet. Sie beschwören eine "digitale Demenz", die sich darin äußert, dass wir ohne unsere Spechermedien und Gedächtnisstützen kaum noch in der Lage sind, eine Freundin anzurufen oder irgendeinen Termin einzuhalten.

Aber ist unser Gedächtnis wirklich auf dem absteigenden Ast, nur weil es keine Telefonnummern, Wegbeschreibungen oder Daten mehr behalten muss? Oder gibt es vielleicht auch positive Effekte des Ablegens von Informationen auf externen Speichern? Ja, vermuteten der Wissenschaftler Benjamin Storm und seine KollegInnen von der University of California: Es werden Kapazitäten im Gehirn frei, die für andere Aufgaben genutzt werden können und das Erlernen neuer Inhalte sogar erleichtern.

Die ForscherInnen haben ihre These in einer kleinen Experimentalstudie überprüft. Darin ließen sie StudentInnen eine Wortliste in einem pdf A lernen. Abschließend sollten sie das pdf entweder schließen oder aber in einem ganz bestimmten Ordner speichern. Dann hatten sie 20 Sekunden Zeit, eine weitere Wortliste in einem zweiten pdf B zu lernen. Anschließend wurden sie nach der Wortliste in Dokument B befragt, danach zu der Wortliste A.

Im zweiten Versuch sollten die StudentInnen das pdf A ebenfalls in einem Ordner abspeichern, bevor sie die Liste auf dem pdf B lernen sollten. Allerdings wurde einigen gesagt, dass der Speichervorgang nicht ganz verlässlich sei und es sein könne, dass es nicht klappt. Anschließend wurden die Testpersonen wieder zu beiden Wortlisten abgefragt.

Es zeigte sich, dass die Inhalte des pdfs B von denen am besten erinnert wurden, die das erste pdf an einem sicheren Ort abgespeichert hatten. Wurde das erste pdf einfach nur geschlossen oder war der Speichervorgang nicht verlässlich, dann gingen auch die Inhalte von pdf B im Gedächtnis eher flöten. Es scheint, dass das Gehirn sich dann nicht voll auf die neue Aufgabe konzentrieren kann und Kapazitäten darauf "verschwendet", die älteren Informationen zu behalten.

*Vergessen ist wichtig für das Gedächtnis*
Die ForscherInnen erklären, dass Vergessen von vielen mit dem Versagen des Gedächtnisses gleichgesetzt wird. Vergessen spiele aber auch eine wichtige Rolle für unsere Denk- und Gedächtnisleistung. Und wer etwas extern abspeichert und somit weiß, dass die Informationen irgendwo verfügbar ist, tut sich leichter mit dem Vergessen alter und dem Erlernen neuer Informationen.

*Mehr Hirnkapazität für kreative Lösungen*
Wer neue Ideen bekommen und komplexe Probleme lösen will, braucht alle Kapazitäten des Gehirns und das Ausmisten von alten Informationen kann dabei sehr hilfreich sein. Insofern hat die Auslagerung unseres Gedächtnisses auf externe Geräte wie beispielsweise unser Smartphone nicht nur negative Auswirkungen.

Weil wir uns nicht mehr so viele banale Nummern und Termine merken müssen, haben wir mehr Kapazitäten für größere und wichtigere Themen. ;-)

Die Ergebnsse der Studie wurden im Fachmagazin Psychological Science veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 12. Dezember 2014