Elefanten in Gefahr

Studie: Der Bestand an Waldelefanten wurde in den letzten 10 Jahren durch Wilderei um 62% dezimiert.

Seit Jahrhunderten werden Elefanten wegen des Elfenbeins ihrer Stoßzähne bejagt. 1989 führten dann die dramatisch gesunkenen Bestandszahlen zu einem weltweiten Verbot des Elfenbeinhandels. Damals war dem Afrikanischen Elefanten prophezeit worden, er wäre wahrscheinlich bis 2010 ausgestorben. Dank strenger Schutzmaßnahmen wissen wir heute: Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. In den letzten 20 Jahren haben sich die Bestände sogar so gut erholt, dass die Art nicht mehr als „stark gefährdet“, sondern nur noch als „gefährdet“ gilt. Drei afrikanischen Ländern dürfen inzwischen sogar ihre Lagerbestände an Elfenbein legal  versteigern – allerdings steigt seitdem offenbar die Wilderei wieder an. Insbesondere beim Waldelefanten sieht die Lage dramatisch aus, wie eine Untersuchung einer internationalen Forschergruppe  nun belegt.

*Elefanten im Wald?*
Viele von euch werden sich jetzt vielleicht wundern: Was ist denn ein Waldelefant? Dazu muss man wissen, dass in der Biologie manchmal nicht so eindeutig ist, wie viele Arten und Unterarten einer bestimmten Tiergattung es gibt. Lange ging man davon aus, dass nur noch zwei Elefantenarten existieren, nämlich der Afrikanische und der Asiatische Elefant. Innerhalb Afrikas kannte man dabei zwei Unterarten, eine größere in der Steppe und eine kleinere in Waldgebieten. Da man heutzutage aber mit genetischen Untersuchungen viel genauer bestimmen kann, wie Tiere verwandt sind, wurde im Jahr 2010 der Waldelefant als eigene Art eingeordnet. Wahrscheinlich hat er sich schon vor drei bis fünf Millionen Jahren von seinem Verwandten in der Steppe abgesondert.
Wenn man also heutzutage Elefantenarten aufzählt, sollte man den Waldelefanten nicht vergessen. ;-) 

*Gefährdeter Lebensraum*
Wie der Name schon sagt, lebt der Waldelefant im Wald, genauer in den Regenwäldern West- und Zentralafrikas. Sein Lebensraum ist der Hauptgrund, warum man über ihn deutlich weniger weiß als über den „normalen“ Afrikanischen Elefanten: Es ist einfach schwierig, im dichten Dschungel Tiere zu beobachten, selbst wenn sie grau und relativ groß (immerhin ca. 2,50 m Schulterhöhe) sind. ;-) Deshalb gibt es z.B. auch kaum Filmaufnahmen. Leider ist ausgerechnet dieser Lebensraum heutzutage besonders gefährdet. Der tropische Regenwald wird weltweit immer weiter gerodet, um Holz zu gewinnen oder Straßen und Plantagen anzulegen. Dieses Problem ist in Afrika noch nicht so groß wie z.B. in Südamerika, wird aber wahrscheinlich zunehmen. Akut liegt die größere Gefahr für die Elefanten allerdings in der Elfenbein-Wilderei.
Für die aktuelle Studie wollte eine internationale Gruppe von über 60 Wissenschaftlern verschiedener Organisationen (z.B. WWF, Max-Planck-Institut, Zoological Society of London) herausfinden, wie sich die Bestände des Waldelefanten unter diesen Vorzeichen aktuell entwickeln. Über 9 Jahre hinweg (2002-2011) untersuchten sie fast im gesamten Verbreitungsgebiet immer wieder die Anzahl der Tiere. Das Ergebnis ist erschreckend: In diesem Zeitraum nahm die Bestandsgröße um ca. 62% ab; das Gebiet, in dem die Elefanten sich aufhielten, wurde ebenfalls um etwa 30% kleiner. "Diese Analyse bestätigt, was  Naturschützer bereits befürchtet haben: Wenn es so weitergeht, wird der Waldelefant aussterben –  möglicherweise schon innerhalb des nächsten Jahrzehnts," sagt Dr. Samantha Strindberg von der Wildlife Conservation Society (WCS) dazu.
Übrigens ist das Bild bei den Afrikanischen Elefanten der Steppe zwar weit weniger dramatisch, aber auch dort ist eine Zunahme der Wilderei in den letzten Jahren zu verzeichnen. Im gabunischen Minkebe National Park wurde beispielsweise zwischen 2004 und 2012 etwa 11000 Elefanten getötet – mehr als die Hälfte der dortigen Population.

Hauptabnehmer von (legalem wie illegalem) Elfenbein ist China. Mit dem zunehmenden Wohlstand können sich immer mehr Menschen Luxusobjekte – zum Beispiel aus Elfenbein – leisten. Das gleiche Bild zeigt sich übrigens auch bei den teils recht teuren traditionellen Heilmitteln: Die Zahl der gewilderten Nashörner, deren Hörner zu Pulver verarbeitet werden, nimmt in den letzten Jahren wieder zu. Wer mehr Geld hat, kann und will auch mehr ausgeben. Es bleibt zu hoffen, dass insbesondere China  sich bald entscheidet, energisch gegen den illegalen Elfenbeinhandel vorzugehen. Und hoffentlich ist es dann für den Waldelefanten noch nicht zu spät.

Die Studie im Netz

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 5. März 2013