Acht mal richtig tentakelt

Paul ist der große Star der Fußball-WM

Acht Spiele, acht mal richtig tentakelt. Krake Paul mutiert weltweit zum Superstar der WM.
Mit der geradezu unheimlichen Treffsicherheit seiner Vorhersagen hat Paul sich allerdings nicht nur Freunde gemacht. Vor allem unter den Verlierern dieser WM haben Calamares-Rezepte derzeit Hochkonjunktur. Sehr unsensibel zeigen sich aber auch die frisch gebackenen Weltmeister. Ihrer Begeisterung für den Oktopus verliehen spanische Geschäftsleute mit einer Ablösesumme von 30.000 Euro Ausdruck. Sie wollen "Pulpo Paul" als Werbefigur einsetzen - ausgerechnet für ein Gastronomiefest, in dessen Mittelpunkt das galizische Nationalgericht - Tintenfisch - steht. Also wirklich! Das Sealife Oberhausen hat aber schon signalisiert, dass aus dieser geschmacklosen Idee nichts wird - Paul darf seinen Lebensabend in seinem jetzigen Domizil beschließen.

Farbenblinde Glückstreffer

Bei aller Begeisterung - Wissenschaftler sprechen Paulchen jegliche hellseherischen Fähigkeiten ab. Eine dänische Nachrichtenagentur hatte Dänemarks führenden Tintenfisch-Experten Anders Kofoed zu den unwahrscheinlichen Fähigkeiten Pauls befragt. Der winkte ab: "reines Glück wie beim Werfen einer Münze". Der Octopus vulgaris sei zudem komplett farbenblind. Ein Vergleichstest mit einem Goldfisch, der als der dümmste der Fische gilt, brachte übrigens die gleichen Ergebnisse hervor: Sieg für Spanien.

*Frustrierte Statistiker*
Der Cambridge-Professor David Spiegelhalter, einer der bekanntesten Statistiker Großbritanniens, hingegen, scheint Pauls Erfolgsserie nicht ganz so locker zu sehen. Medienberichten zufolge klagte er in der britischen Times darüber, der verfluchte Oktopus ruiniere sein Lebenswerk. Es sei eine seiner Hauptaufgaben gewesen, Schüler und Schülerinnen vor den Risiken des Glücksspiels zu warnen. Nun habe der Krake sämtliche Vorhersagen richtig getroffen und er müsse sich nun damit abfinden, dass man ihm Pauls höchst unwahrscheinliche Glücksträhne immer vorhalte. Spiegelhalter schloss, es sei Zeit in Rente zu gehen - zusammen mit seiner ganzen Wissenschaft. Vielleicht tröstet es ihn, dass Paul ihm künftig wohl kaum noch einen Strich durch die Rechnung machen wird. Mit seinen 2 1/2 Jahren zählt Paul nämlich schon zu den betagten Kraken. Dass er es bis zur nächsten großen Meisterschaft - der EM in zwei Jahren - schaffen wird, ist nahezu ausgeschlossen.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 12. Juli 2010