Zukunfts-Spaziergang

Einsendung zum Wettbewerb 2050 - Stadt meiner Träume von Lea, 14 Jahre

Keine einzige Wolke war am Himmel. Kim trat aus der Haustür und prompt umschlang sie eine angenehme Wärme. Mit ihrer riesigen Sonnenbrille auf der Nase, lief sie die Ansbacherstraße herunter zum Wittenbergplatz. Da heute so ein schönes Wetter war, hatte sie beschlossen, einen schönen Sonntagsspaziergang zu machen. Man hatte ja eigentlich nie Zeit Berlin, seine Heimat richtig anzuschauen. Sie kam am U-Bahnhof an. Früher fuhren von hier die U2 und U1 ab, doch heute fuhr keine einzige Untergrundbahn mehr durch Berlin. Nun befanden sich Hotels und Schwimmbäder in den meisten Tunneln, aber der Wittenbergplatz hatte seine Bestimmung nicht verloren. Kim stieg die Treppe herauf. Oben angekommen hingen Schranken und ein kleiner Kasten mit Knöpfen. Sie streckte ihre Hand aus und hielt sie vor die markierte Stelle. Ein Surren ertönte und ein kleiner Laser umzog die Hand. “Guten Tag. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Fahrt“, sagte eine Stimme und die Schranken öffneten sich. Nach wenigen Minuten und dem ablaufenden Countdown auf der Flachbildschirmanzeige, hielt der gläserne Zug vor ihr. Heute war es nicht besonders voll, nur einige Touristen standen staunend und fotografierend vor den Scheiben. Sie schmunzelte, für sie war das schon fast wieder langweilig. Jeden Morgen fuhr sie mit der SSB zur Arbeit. Nachdem die U-Bahnen und Busse abgeschafft wurden, entstand das SSB-Netz in Berlin. Die sogenannte Schwebe-Solar-Bahn. Sie brauste mit Sonnenenergie auf hochgelegten Schienen, als ob sie fliegen würden. So fuhr sie über den Nollendorfplatz über die Hofjägeralle zum Großen Stern. Dort stieg Kim aus, sie wollte zu Fuß weitergehen. Fröhlich schlenderte sie ein Stück die Straße des 17.Juni entlang und bog dann in den Tiergarten ein. Hier spendeten die Bäume etwas Schatten. Auf den Wiesen picknickten die Familien, die Erwachsen brutzelten sich braun. Es ging weiter zum Platz der Republik. Hier war es heute gerappelt voll, denn jeder wollte einmal springen. “Wäää, Mama ich will aba noch malll!“ „ Nein Nakoschi wir müssen jetzt zum Kandoramunterricht.“ „ Nein, ich will nicht!“ Kim wich dem schreienden Nakoschi aus und lief prompt in einen älteren Herren hinein. „Oh Entschuldigung.“ „Ja können sie denn nicht aufpassen! Man sieht doch das hier viel los ist!“ Sie ging einfach weiter; heute sollte ihr niemand den Tag verderben; es gab halt immer noch die griesgrämmigen Berliner. Seit sie aus dem Rasen vor dem Reichstag ein Trampolin gemacht hatten, war dort immer was los. Ihr Weg führte sie weiter die Scheidemannstraße runter zum Platz des 18. März. Von dort aus konnte man wieder zur Siegessäule schauen. Es fuhr ein überschaubarer Verkehr auf den Straßen. Sie durchquerte das Brandenburgertor. 2015 konnte man von hier aus noch mit Pferdekutschen Besichtigungstouren machen - heute wurden die Touristen von Robotern gezogen. Kim zog es weiter „Unter den Linden“ entlang. Langsam wurde es heiß. Sie kramte eine tellerartige Scheibe aus ihrer Handtasche. Nachdem sie etwas in die Scheibe eingegeben hatte, flog sie über ihrem Kopf und spendete ihr Schatten, dazu pfiff ein Windhauch. Diese Erfindung war echt praktisch, nicht nur im Sommer, sondern auch bei Schnee oder Regen. An der Deutschen Staatsoper hatte Kim keine Lust mehr zu laufen, so rief sie sich ein „Taxus“, welches nach drei Minuten vor ihr hielt. Es sah aus wie jedes andere „Clas“, doch hatte es gelbe Streifen. Die „Clas“ hießen früher Autos und hatten noch vier Räder, einen Motor und wurden mit Benzin betrieben. Jetzt gab es die „Clas“: Rollende Glaskugeln. Natürlich rollte man nicht selber, sondern nur die äußere Hüllte, die Sitze waren fest. Sie stieg ein. „Zum Alexanderplatz bitte“, und schon fuhr sie los. Auf dem Weg kamen sie am alten Museum und dem Lustgarten vorbei. Hier standen riesige gläserne Säulen mit inneren Kapseln oder eher Fahrstühlen. Die Besucher gingen dort hinein und wurden hoch hinaus, bis fast in die Wolken gehoben. Kim war erst letzten Monat dort, weil ihre Freundin aus Kanada es unbedingt ausprobieren wollte. Leider hatte Kim vergessen, dass sie unter Höhenangst litt und war die ganze Fahrt nur beschäftigt, nicht hinunter zu gucken und sich am Geländer festzuhalten. Das „Taxus“ hielt, sie stieg aus und kaufte sich eine Limo an einem Automaten. Ihr Handy klingelte und das Hologramm ihrer Freundin Elena erschien. „Hey Kim“, sie lächelte, „genießt du das schöne Wetter?“ „Natürlich - nach den stressigen Tagen.“ „Oh ja, endlich mal wieder Sonne, Ruhe. Sag mal, wo bist du gerade?“ „Im Moment stehe ich auf dem Alex. Und du?“ „ Ich muss noch ein Geschenk für Henry besorgen. Du kommst doch heute Abend, oder? Wir feiern am BER seinen Geburtstag nach, grillen und tanzen.“ „Ja, natürlich komme ich. Aber zuerst muss ich noch mal nach Hause, das Geschenk einpacken, duschen und umziehen. Was glaubst du, wie durchgeschwitzt ich bin.“ „Ja, mach das. Aber komm bloß nicht mit dem Clas, Benno meinte, dort findest du keinen Parkplatz.“ „Ja das habe ich mir schon gedacht, ich komme mit dem AB(Air- Board)“ „Gut, dann bis gleich.“ Das Hologramm verschwand. So steuerte Kim auf den SSB-Bahnhof zu. Da sie aber plötzlich Hunger hatte, kaufte sie sich noch schnell ein Brötchen. Mit dem Brötchen ging es dann ab in die Bahn. Sie überlegte, bis nach Hause waren es bloß 10min, plus Fußweg 15 oder 20. Dann hatte sie noch genügend Zeit, um zu duschen und sich fertig zu machen. Danach konnte sie mit dem Air-Board zum BER fahren, das war schnell und bequem. Sie musste nur den richtigen Eingang finden. Aber da konnte ihr Elena auch helfen. Der BER war ein riesiger, stillgelegter Flughafen mit tausend Eingängen. Es gab dort eine Achterbahn, Horrorbahn, ein oder zwei Museen, Rasen-, Grill- und Gartenanlagen, Lande-, Startbahnen und vieles mehr. Kim kam noch rechtzeitig zum Tortenanschnitt und so konnte sie ihren Tag schön mit ihren Freunden ausklingen lassen.

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Autorin / Autor: Lea, 14 Jahre