Zurück in 2050

Einsendung zum Wettbewerb 2050 - Stadt meiner Träume von Sarah, 12 Jahre

Schiefe Häuser, Züge mit denen man in 5 Minuten von einer Stadt in die nächste fahren kann,… „Amelie! Ich habe Oma gesagt, dass wir um drei bei ihr sind. Jetzt beeil dich doch mal!“ Es war so klar. Meine Mutter wollte wieder zu meiner Oma fahren. Dort waren wir jeden Nachmittag und inzwischen kenne ich das Haus meiner Großeltern besser, als unsere eigene Wohnung im tiefsten Oberbayern. Aber wenn meine Mutter unbedingt einen weiteren Nachmittag bei Oma verbringen wollte –bitte schön! Selber schuld!
Meine Oma hat ein riesen Haus und einen riesen Garten. Und außerdem hat sie einen Strandkorb im Garten. In dem lass ich mich immer am liebsten nieder. Und so wie fast jedes Mal, stürmte ich aus dem Auto, kaum hatte meine Mutter den Motor ausgestellt. Ich wollte so schnell wie möglich in den Garten. Meine Oma hielt mich nie davon ab – sie verstand das. Meine Mutter aber rief mich sofort wieder zurück und wollte, dass ich meine Großeltern begrüßte. Doch Oma sagte glücklicherweise, dass ich ruhig in den Garten gehen solle. Dann schob sie meine Mutter ins Haus. Derweil rannte ich zu meinem heißgeliebten Strandkorb, und ließ mich darin nieder. Aber heute spürte ich nicht wie üblich den Sitz unter mir. Da war nur Leere. Schwarze, tiefe Leere. Und dann fiel ich. Ich fiel bis ich plötzlich auf etwas Hartem landete. „Autsch!“, schrie ich auf. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte schaute ich mich um. Weil ich absolut nichts sah außer Finsternis, tastete ich mit meiner Hand orientierungslos durch den Raum. Plötzlich stieß ich auf etwas Hartes. Ich zuckte zusammen. Scheinbar hatte ich eine Wand gestreift. Urplötzlich ging neben mir eine Fackel an. Nach und nach erkannte ich einen alten Tunnel unter der Erde. Da die Fackel die einzige Beleuchtung war weit und breit, schnappte ich sie mir und lief den Gang entlang. Irgendwann stieß ich auf eine Tür. Sie war sehr niedrig und aus Holz. Ich öffnete sie. Die Tür quietschte ein wenig aber kurze Zeit später stand ich vor einer Treppe, an deren Ende ich Licht ausmachte. Nachdem ich ein paar Stufen erklommen hatte, zuckte ich unwillkürlich zusammen, weil die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war. Ich atmete tief durch und stieg dann die restlichen Stufen empor.
Endlich hatte ich die letzte Stufe erreicht. Was für ein Anblick sich mir dann bot, war einfach unbeschreiblich schön. Ich stand vor einer riesigen, schrägen Glasfront, die immer weiter in die Lüfte ragte. Dahinter war ein absolut hinreißender Park und davor prangte ein Schild auf dem stand: Männer und Jungs müssen draußen bleiben! Genauere Informationen gibt es auf: www.mädchenalleinzuhause.de! Unfassbar! Eine Zone nur für Mädchen. Während ich noch in meine Gedanken vertieft war, näherte sich von der Seite eine Frau (die ich erst später bemerkte!!!). „Hallihallo! Was kann ich für sie tun?“, zwitscherte mir jetzt genau diese Frau ins Ohr. Noch bevor ich antworten konnte, beantwortete sie selbst die Frage. „Ach, sie müssen der Gast von Herr Misting sein. Kommen sie“, flötete die Frau. Unterwegs erklärte sie mir, wo ich war und was bevorstand. „Also, sie sind hier im Architekten Tower, in den dürfen nur Architekten. Sie sind übrigens eine zukünftige Architektin. Nur mal so. Herr Misting ist der Geschäftsleiter und wird ihnen heute erzählen was sie alles zustande gebracht haben. Bereit?“ Ich konnte nur stumm nicken. Kurz darauf standen wir vor einer Tür, auf der dick und fett „Herr Misting: CHEF!!!“ prangte. Ich unterdrückte ein Kichern. Da klopfte die Frau auch schon, die sich mit einem Blick auf ihr Namensschild als Frau Kimpken herausstellte. Hinter der Tür brummte eine dunkle Stimme „Herein!“. Die Tür wurde aufgerissen und ich wurde ins Zimmer geschoben. „Aha! Amelie, meine Liebe. Ich habe schon auf dich gewartet“, rief dieser Mann namens Herr Misting vergnügt und bot mir einen Stuhl an. Ich nahm ihn dankbar an und lauschte seinem Vortrag. „Du hast im Laufe der Jahre viele interessante Dinge gebaut. Zum Beispiel den Frauenpark vor unserem Büro. Den überdachten See und die Achterbahn mit der man von einer Stadt in die nächste kommt. Und das in fünf Minuten. Dazu kommt noch, dass sie allen Familien die das wollten, einen Strand mit Meer im Garten eingerichtet haben. Sie haben nur noch Häuser gebaut und die Preise auf Wohnungspreise reduziert. Also, wenn mal jemand sagt, dass sie kein guter Mensch sind, wer dann? Wollen sie sich vielleicht ein Bild von der Stadt im Jahre 2050 machen?“ Nachdem ich ausgiebig genickt hatte, erhob ich mich und er schob mich hinaus auf den Flur.
Draußen begutachtete ich nur kurz den Frauenpark, denn da hatte mich Herr Misting schon zur Achterbahnstation geschoben und betrachtete den Fahrplan. „Bingo!“, meinte er. Und ehe ich mich fragen konnte, was er damit meinte, war die Achterbahn auch schon da. Wir stiegen ein und waren in null Komma nix  an einem überdachten See angekommen. Dann ging es weiter zu einer Häuser Siedlung, die schweben konnte. Dort stiegen wir kurz aus und ich begutachtete die Häuser in aller Ruhe. Und anschließend ging es noch zu einem Haus relativ nah am Büro. Nachdem Herr Misting geklingelt hatte, flog die Tür auch schon auf und eine junge Frau streckte den Kopf heraus. Sie murmelte ein schüchternes „Hallo“, dann ließ sie uns rein. Ich staunte nicht schlecht, als ich den Garten sah. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich auf Mallorca war und nicht in dieser Stadt, von der ich den Namen nicht kannte. Kurz lauschte ich noch was die Frau so erzählte. Ich war richtig gerührt, dass ich in der Zukunft so viele Menschen glücklich machen durfte. Doch plötzlich schaute Herr Misting auf seine Uhr und erstarrte. „Es war nett mit ihnen zu plaudern“, meinte er noch kurz zu der Frau und an mich gewandt: „Du musst los!“ So schnell es nur ging schob er mich zurück ins Büro und in den Gang.
Kurz darauf fand ich mich im Garten meiner Oma wieder. „So sieht also die Zukunft aus“, murmelte ich und hüpfte auf das Haus zu.

Zurück

Autorin / Autor: Sarah, 12 Jahre