Ich zeichne eine Stadt

Ich zeichne sie auf blütenweißes Papier
frisch und rein
es riecht nach Zukunft
Nach unverbrauchten, atmenden Gedanken

Ich zeichne mit raschen Strichen
Ziehe mir Gebäude aus der Erde empor
Höher, immer höher in den Himmel
Wir streben nach oben

Schmale Finger greifen nach den Wolken
Ich gebe ihnen Leben
Umrahme sie mit gartenbreiten Terrassen
Grüne Vorhänge ergießen sich nach unten

Ich male mir ein Schachbrett
Gläserne Komplexe und Quadrate
Kinder winken mir aus dem Fenster zu
Auf den Dächern zeichnen Studenten

Ich will meiner Stadt Leben geben
Ein Strom pulsierendes Wasser
Rinnt durch ihre Adern und speist
weite, freie Parkanlagen

doch ich wende mich dem Zentrum zu
und ich fühle es, spüre es
ein giftiges, rauchspuckendes Netz
ich sehe, wie die Autos meine Stadt ersticken

nun sachte - leichte, schwungvolle Striche
ich zeichne Brücken, schwebende Wege
fern von der Erde, ich verknüpfe meine Gebäude
nach oben gibt es keine Grenzen

Züge surren und gleiten durch die luftigen Straßen
bis jeder Punkt von jedem zu erreichen ist
ich stelle mir Gehwege in der Höhe vor
und unter ihnen, endlich Platz 

Ich zeichne eine Stadt
Und sie schwebt, sie atmet, sie lebt
Ich sehe sie mir an und
Ich lächele.

Nun – wer baut mir meine Stadt?