ZU VIELE KRÄNE ÜBER DER STADT

Einsendung zum Wettbewerb 205ß - Stadt meiner Träume von Chantal Busse, 23 Jahre

(Schlussszene.) Peter Licht im Ohr, der singt „Alles was du siehst gehört dir“

Was, wenn ich das gar nicht haben will? Die Stadt unter mir, ein Gerippe aus Glasfasern und Beton. Kein Blut wird mehr durch die Leitungen gepumpt. Kein Kern pulsiert. Das hier sind die ausgemergelten Überreste von dem, was einmal war, von dem, was hätte sein können. Das hier ist meine Heimatstadt.

Die Aasfresser haben sich breit gemacht, haben Faser für Faser von den Knochen genagt und sind noch immer nicht satt. Zu viele Geier, zu viele Krähen, zu viele Kräne über der Stadt.

Es ist schon lange nicht mehr der Mond, der die Nacht erhellt, wenn wir auf Parkhausdächern liegen und den Himmel nach Sternenbildern absuchen. Es sind die zahllosen Bauscheinwerfer, in Gruben und Brachstellen, in der toten Ödnis, die ans Licht bringen, was keiner sehen will.

Aber nicht wir haben die Sterne vom Himmel genommen, nicht wir haben den Geiern die Stadt zum Fraß vorgeworfen, nicht wir haben dieses Herz zum Stillstand gebracht. Das ist wichtig, vergiss das nicht.

Peter Licht skippen. Das nächste Lied auf der Playlist: Die Sterne - Nichts wie wir's kennen.

(Abspann.) Damit lässt sich anfangen.

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Autorin / Autor: Chantal Busse, 23 Jahre