"Angst hatte ich eigentlich nicht. Mein Mund war trocken, und ich fühlte mich wie vor einem großen Spiel oder vor einer wichtigen Prüfung in der Schule. Aber ich war dabei, etwas zu tun, das ich noch nie zuvor getan hatte: Ich zog in den Krieg."

Der Jugendroman "Himmel über Falludscha" des afroamerikanischen Schriftsteller Walter Dean Myers handelt von einem jungen Amerikaner, der sich freiwillig für den Auslandseinsatz im Irak einziehen lässt. Als Soldaten der Einheit Civil Affairs sind er und seine Kollegen für die Unterstützung und den Schutz der Zivilbevölkerung verantwortlich - dabei stehen immer wieder Menschenleben auf dem Spiel.

Robin Perry, der gerade die Highschool absolviert hat, weiß noch nicht, wie es mit ihm weitergehen soll. Beeindruckt jedoch von den positiven Erfahrungen, die sein Vater aus seiner Zeit als Soldat mitnehmen konnte und mit dem Wunsch, etwas für sein Land zu tun, lässt er sich einziehen. So kommt er im Camp Doha, Kuwait an, wo er der 3. Infanteriedivision der Einheit Civil Affairs zugeteilt ist. Diese Einheit soll im Rahmen der Operation Iraqi Freedom Vertrauen in der einheimischen Bevölkerung schaffen, um so schnell wie möglich, den Wiederaufbau im Irak voranzutreiben. Robin und seine Freunde rücken somit regelmäßig aus, um verschiedene Aufgaben für die Zivilbevölkerung und die allgemeine Sicherheit zu erledigen. Beispielsweise müssen sie Kriegsgefangene befreien, Häuser nach Sprengstoff und Waffen durchsuchen oder auch einfach medizinische Versorgung für verwundete Zivilisten in den Dörfern leisten.

Bei all den Missionen merkt Robin, wie naiv und romantisch seine Vorstellung vom Krieg eigentlich war. Überall wird ihm nun die absurde Widersprüchlichkeit des Kriegs bewusst. Hat er sich vorher mit Schießübungen und Theorien beschäftigt, so trifft er nun auf Menschen aus Fleisch und Blut, die genau so viel Angst haben wie er. Der Krieg schien ihm so fern zu sein und selbst vor Ort kann er es immer noch nicht glauben, wie nah der Tod ihnen doch alle ist. Trotz dieser schier unrealen, verrückten Welt, in der die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen, gibt es jedoch Regeln. Und auch die Tatsache, dass er einerseits Menschen töten muss und andererseits Menschenleben rettet und beim Wiederaufbau beteiligt ist, macht alles komplizierter. Hier ist es nahezu unmöglich die Welt in Schwarz und Weiß aufzuteilen. Kein Wunder also, dass Robin immer wieder Zweifel und Ängste aufkommen. Denn am Ende zählt nur „wer stirbt und wer heil nach Hause kommt.“

Meine Meinung

Alles in allem muss ich sagen, bin ich sehr überrascht von diesem Buch. Beim Thema Irakkrieg hat jeder vermutlich all die Bilder und Videos in Erinnerung, die jeden Tag in den Nachrichten gezeigt werden. Man sieht Selbstmordattentate, Soldaten und Hiobsbotschaften über Hiobsbotschaften. Was die Soldaten aber jenseits der Pressemeldungen im Irak tun, war mir aber nie klar. Walter Dean Myers hat es meiner Meinung nach geschafft, den Lesern ein interessantes Bild von den Tätigkeiten der Soldaten zu liefern. Dabei haben mich besonders die Details überrascht: Beispielsweise, dass es strenge Regeln für den Email-Kontakt zwischen den Soldaten und ihren Familien gibt. Auch die Gespräche und Witze der Soldaten untereinander waren sehr anschaulich. Hierbei möchte ich aber betonen, dass Myers Fokus hauptsächlich auf den US-Soldaten liegt. Wer mehr über die Iraqis oder über die Konflikte erfahren möchte, der sollte sich da eher andere Werke aussuchen.

Des Weiteren bin ich beim Lesen zwar etwas über einige wenige holprige Ausdrücke gestolpert, aber diese kleinen Stilfehler mindern in keinster Weise das Verständnis. Diese sind vermutlich bei der Übersetzung aus dem englischen Original durch die Übersetzerin Tanja Ohlsen entstanden. Trotzdem ist dieser Jugendroman absolut glaubwürdig. Selbst für solch ein komplexes Thema wie der Irakkrieg ist Myers Buch verständlich, nicht zuletzt auch dank der Irak-Landkarte am Anfang des Buches und dem Wörterbuch am Ende, in denen die wichtigsten Ausdrücke erklärt werden.
Zusammenfassend kann ich euch dieses Buch also nur empfehlen!