Wie ich eine neue Schwester bekam!

Viele Familien nehmen Pflegekinder auf. Wie kommen eigentlich die "alteingesessenen" Geschwister damit klar? Lotte erzählt...

Ich war 12 Jahre alt als meine kleine jetzt sechsjährige Pflegeschwester zu uns kam. Es war bei uns schon lange im Gespräch gewesen, jemandem zu helfen und aufzunehmen...

*Was ist überhaupt ein Pflegekind?*
Viele denken, dass ein Pflegekind das gleiche ist wie ein Kind zu adoptieren. Falsch gedacht! Ist es nicht. Ein Pflegekind wird meistens nicht freiwillig abgegeben, sondern vom Jugendamt aus seiner Familie heraus genommen. Die Pflegefamilie nimmt das Kind dann auf, aber es hat weiterhin Kontakt zu ihren/seinen Eltern. Die Pflegefamilie bekommt natürlich Geld dafür, dass sie sich um das Kind kümmert. Bei einem adoptiertem Kind bekommt die Familie kein Geld, das läuft dann so wie bei eigenen Kindern, man ist für alles verantwortlich. Jetzt wisst ihr in etwa den Unterschied.

*Meine Schwester...*
Also kommen wir wieder zurück zu meiner Schwester. Als sie die ersten Monate bei uns war, da war es eher ungewohnt für mich, noch so einen kleinen "Pupsi" in der Familie zu haben, denn ich konnte nicht mehr ausschlafen xD. Nee, Scherz... Es war einfach nur ungewohnt, ein neues Familienmitglied zu haben, dass ich am Anfang noch gar nicht einschätzen konnte. Auf der einen Seite war da dieses kleine Mädchen, das kaum sprechen konnte und für andere einfach nur süß war. Auf der anderen Seite war da das Mädchen, das so gut wie jeden Tag rumschrie wegen einer unbedeutenen Sache. Sie biss und schlug sogar auch manchmal - aber nur ganz selten -, weil sie einfach nicht wusste, wie sie sich ausdrücken sollte. Sie war ein Problemkind, aber wir hatten noch Glück mit ihr, denn es gibt auch Kinder, die noch problematischer sind... Am Anfang konnte sie kaum reden, sie war wie ein Baby, eben nur in einem älteren Körper... Wir sollten manchmal auch so tun, als sei sie ein Baby. Meine Eltern erklärten uns ihr Verhalten damit, dass sie ihre verlorengegangene Kindheit wieder erleben möchte. 

*Heute ist sie...*
... in einer ganz normalen Schule in einer integrative Klasse und kommt gut zurecht, das haben wir überhaupt nicht erwartet. Integrative Klasse heißt, dass Kinder mit einer ganz normalen Entwicklung in die Klasse gehen, aber auch Kinder, die Schwierigkeiten haben mit der Sprache oder ähnlichem. Und dort ist dann nicht nur eine Lehrerin, sondern auch eine Kinderpsychologin, die die Kinder und die Leherin in ihrer Arbeit unterstützt. Mittlerweile geht es ihr bei uns sehr gut und ich sehe keinen Unterschied mehr zwischen Pflegeschwester und leiblicher Schwester.

Autorin / Autor: lotte - Stand: 19. Januar 2011