Wie ein Buch im Kopf zum Film wird

Forschung: Hirn kreiert mentale Simulation

Die Leseratten unter euch kennen das Phänomen. Man kann in die beschriebenen Welten in einem Buch regelrecht abtauchen. Man fühlt, was die Figuren fühlen, man fiebert und geht mit, man bibbert, wenn Gefahr droht und fast spürt man den Gegenstand selbst, den die Heldin in die Hand nimmt.
Dies ist nicht nur eine besonders ausgeprägte Einfühlsamkeit mancher LeserInnen, sondern ein Vorgang, der beim Lesen bei jedem Menschen einsetzen kann. WissenschaftlerInnen konnten jetzt in Versuchen sichtbar machen, was im Gehirn beim Lesen passiert und kommen angesichts ihrer Ergebnisse "immmer mehr zu der Überzeugung, dass wir beim Lesen einer Geschichte, vorausgesetzt wir verstehen, wirklich, was wir lesen, eine mentale Simulation dessen kreieren, was in der Geschichte beschrieben ist",  wie Jeffrey M. Zacks von der Washington University in St. Louis erklärt.

In ihren Versuchen ließen die WissenschaftlerInnen Testpersonen Geschichten satzweise am Bildschirm lesen und bildeten dabei die Gehirnaktvitäten mit Magnetresonanztomografie-Bildern ab. Es zeigte sich, dass einzelne Sätze - je nachdem was sie aussagten -  die passenden Hirnareale aktivierten. Wenn eine Figur etwa an einer Schnur zog, um eine Lampe anzuschalten, dann wurde die Region aktiviert, die für Bewegungen zuständig ist. Ging die Romanfigur in einen anderen Raum, wurde der Bereich für Ziel- und Raumvorstellungen aktiviert.
Wenngleich die Versuche natürlich nicht 1:1 abbilden können, was beim flüssigen Lesen eines Romans unter der Bettedecke passiert, legen die Ergebnisse doch nahe, dass im Gehirn der Leserinnen ein regelrechter Film abläuft, der sie die gelesenene Welt hautnah miterleben lässt.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. Februar 2009