Chloe ist neu an der Dern University. Sie ist eine unauffällige, aber motivierte junge Frau, und möchte als Autorin Karriere machen. In sozialen Situationen tut sie sich manchmal schwer, aber sobald sie schreiben kann, kehrt ihr Selbstbewusstsein zurück. Als sie voller Vorfreude ihr WG-Zimmer in einem der Wohnheime auf dem Campus bezieht, gerät sie direkt mit den drei Mädchen aneinander, die dort bereits wohnen – kein guter Start in ihr neues Leben. Doch kurze Zeit später findet sie Anschluss, einerseits bei Olivia, die genauso gerne liest und schreibt wie sie, und andererseits auch bei Clara. Das überrascht nicht nur Chloe selbst, sondern so ziemlich jeden, der von der aufkeimenden Freundschaft der beiden hört, denn sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Clara ist das IT-Girl des Campus, zieht alle Blicke auf sich und lässt Gespräche verstummen, wenn sie den Raum betritt. Ihre Eltern sind steinreich, und das lässt sie ihre Kommilitonen spüren. In den Vorlesungen lässt sich Clara kaum blicken, doch auf Instagram ist sie omnipräsent. Sie ist eine aufstrebende Influencerin, der die jungen Frauen auf der Plattform zu Füßen liegen. Jeder will so sein wie Clara.

Entsprechend kann sich auch Chloe dem Charisma von Clara nicht entziehen, sie fühlt sich regelrecht geehrt, als Clara immer mehr Zeit mit ihr verbringt. So scheint es auch nur wie der nächste logische Schritt, als Chloe schließlich bei Clara einzieht, und plötzlich mehr Zeit mit dem Texten ihrer Insta-Captions als mit Hausarbeiten für die Uni verbringt. Die Beziehung der beiden wird immer enger und exklusiver. Als Gerüchte über Claras Vergangenheit aufkommen, versucht Chloe das Gerede zu ignorieren. Doch als schließlich sogar ihre Freundin Olivia auf sie zukommt, um sie vor Clara zu warnen, muss sich Chloe endgültig entscheiden: Wem glaubt sie? Wem schenkt sie Vertrauen, und welche Version der Wahrheit wird sie glauben?

Die Geschichte von Chloe und Clara ist ein solider Thriller, der als Teenie-Drama daherkommt. Die Story ist nachvollziehbar, wahrscheinlich kennt jeder von uns eine Clara, und ganz sicher auch eine Chloe. Wir wissen, welche Dynamik sozialer Status auslösen kann, und wie Macht und Manipulation funktionieren – besonders unter jungen Menschen, mit wenig gefestigten Persönlichkeiten und einem starken Bedürfnis nach Status und Anerkennung. Lauren Wilson erzählt spannend und mitreißend, auch wenn im mittleren Teil der Geschichte nicht besonders viel passiert. Hier hätte man das Tempo etwas steigern, oder zumindest mehr Eskalationsstufen einfügen können.

Was mir immer wieder mal negativ aufgefallen ist, sind Übersetzungsfehler oder unpassende Formulierungen/Ausdrücke. Das bringt den Lesefluss jedoch nicht ins Stocken, sondern löst höchstens mal ein Stirnrunzeln aus. Insgesamt finde ich es interessant, wie viele verschiedene Motive und Themen Wilson in ihre Erzählung einbindet. Manchmal wirkt das Ganze etwas überladen auf mich, und der rote Faden geht verloren. Doch insgesamt findet die Story dann trotzdem ihren Weg. Das Ende jedoch hat mich etwas verblüfft zurück gelassen. Es liest sich leider, als hätte die Autorin ein Stand-Alone geplant und geschrieben, bis festgelegt wurde, dass es eine Fortsetzung geben wird. Angepasst wurden dann allerdings nur die letzten paar Seiten, und nicht die gesamte Storyline. Scheint mir eine Fortsetzung zu „The Goldens“ logisch? Ehrlich gesagt nicht. Würde ich sie trotzdem lesen, um herauszufinden, was die Autorin daraus gemacht hat? Auf jeden Fall!

Insgesamt hat mir „The Goldens“ ganz gut gefallen, auch wenn die Story die eine oder andere Schwäche hat. Etwas Besonderes ist die Geschichte um Clara und Chloe definitiv, unter anderem auch weil sie quasi ohne männliche Protagonisten auskommt.

Erschienen bei: Fischer Sauerländer