Lernen über soziale Medien ist möglich

Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE): Interaktive Elemente und Denkanstöße können dafür sorgen, dass Inhalte auf Instagram & Co. besser behalten werden

Soziale Medien genießen als Informationsquelle nicht den besten Ruf. Zu viel, zu oberflächlich, oft Fake, da bleibt kaum was Sinnvolles hängen. Das muss aber nicht sein, wie Forscherinnen der Universität Duisburg-Essen in einer neuen Studie herausgefunden haben. Sie konnten zeigen, dass Lernen auf Social Media durchaus möglich ist – sofern die Inhalte dazu einladen, sich intensiver mit ihnen auseinanderzusetzen.

Entscheidend sei nämlich nicht das Medium, sondern wie die Inhalte verarbeitet werden, betont Jana Dreston, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Psychologische Prozesse der Bildung in sozialen Medien an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Gemeinsam mit Dr. Luna Frauhammer (ehemals UDE) hat sie in einem Feldexperiment mit über 900 Teilnehmenden untersucht, wie gut sich wissenschaftliche Inhalte über Social Media vermitteln lassen.

Die Teilnehmenden erhielten an vier aufeinanderfolgenden Tagen Informationen über verschiedene Aspekte der Tiefsee – entweder über einen E-Mail-Newsletter oder über Instagram-Stories. Die Inhalte waren in allen Gruppen identisch und bestanden aus einem Titelslide sowie vier informativen Slides pro Tag. In einer der beiden Instagram-Gruppen wurden zusätzlich interaktive Fragen integriert, die gezielt zum Nachdenken anregen sollten. Diese knüpften an das Vorwissen der Teilnehmenden an – etwa mit Fragen wie: „Was weißt du bereits über die Tiefsee“. Sie wurden als Antwort-Sticker eingebunden und zuvor in einer Vorstudie getestet. In der Newsletter-Gruppe wurden exakt dieselben Inhalte in kompakter Textform vermittelt.

Das Ergebnis: Die Newsletter-Gruppe schnitt zunächst am besten ab, sie hatten am meisten gelernt. Doch sobald die Instagram-Inhalte mit Denkanstößen versehen wurden, verschwand der Unterschied. Teilnehmende mit interaktivem Instagram-Content erinnerten sich an genauso viele Informationen wie jene, die den Newsletter erhalten hatten – und deutlich mehr als jene, die nur passiv Instagram-Inhalte konsumierten. Dreston erklärt: „Interaktive Elemente fördern eine tiefere kognitive Verarbeitung. Dadurch, dass Inhalte stärker verarbeitet werden, bleiben sie besser und länger im Gedächtnis gespeichert.“

Das zeigt: Lernen über soziale Medien ist sehr wohl möglich – wenn die Inhalte kognitiv anregen und zur Auseinandersetzung motivieren. Für Wissenschaftskommunikation und politische Bildung bietet das wertvolle Hinweise: „Wer über Instagram & Co. informieren will, sollte seine Zielgruppe nicht nur zum Liken animieren, sondern sie auch inhaltlich fordern“, so Dreston abschließend.

Die Ergebnisse der Studie haben die Wissenschaftlerinnen in der renommierten Zeitschrift JCMC (Journal of Computer-Mediated Communication) veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 3. September 2025