Verloren
Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von Mia R., 22 Jahre
Die Welt ist verloren und ich mit ihr.
In der Welt, in der wir leben,
in der einem Gegenstand,
mehr Wert zugesprochen wird,
als dem einiger Menschenleben.
Kapitalismus.
Ein Versuch, uns bei Laune zu halten,
uns einzuflüstern,
dass wir mehr brauchen,
immer mehr kaufen,
und nie genug haben.
Immer und immer mehr.
Und wenn Glück aus Materialität besteht,
und Wohlstand Unendlichkeit erstrebt,
dann wurden wir längst betäubt
von diesem Konstrukt, das uns davon ablenkt,
den wichtigen Fragen der Zeit nachzugehen.
Die Welt ist verloren und ich mit ihr.
In Zeiten, in denen sich Verachtung
nicht mehr hinter müden Lachern
und leisen Blicken versteckt,
sondern sich neben uns in der Bahn erstreckt,
hinter uns an der Schlage im Supermarkt steht.
Während Hass auf uns wartet,
in Kommentarspalten auf Social Media,
uns gegenüber blickt,
aus den Augen unserer Regierung
Entwürdigung.
Uns im Alltag begleitet.
Kalt und roh.
Wenn Hetze nicht mehr Scham bedeutet.
Dann haben wir es mit einer Bedrohung zu tun,
ernährt von Toleranz
der Ignoranz.
Die Welt ist verloren und ich?
Und in mir lebt der Wunsch,
meine Stimme zu erheben,
Aufmerksamkeit zu schaffen
auf die kleinen Ungerechtigkeiten
und auch die großen
Denn dort wo, wo Toleranz regiert,
wird Faschismus negiert.
Ein Teil der Welt stirb ständig.
Hier ist jetzt bald Schluss.
Alles verbrannt, verspielt, verkackt,
vermüllt, verarmt, verhauen,
verdummt, verhandelt, verstorben,
alles zu viel,
alles aufs Spiel
gesetzt und verspielt.
Die Welt ist verloren und ich?
Zukunftsträume
wurden zu Zukunftsunsicherheit,
wurden zu Zukunftsangst,
wurden zu Zukunftspanik,
wurden zu „was ist Zukunft“,
womit wir wieder am Anfang stehen.
Und ich reihe Wörter,
in der Hoffnung, sie drückten
meine Gefühlslage in dieser ungerechten Welt
auf eloquente Weise aus,
aber die Welt ist verloren und ich wegen ihr.
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