Fäden unter der Haut

Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von Clemens, 20 Jahre

Ich trage die Welt auf meiner Haut.
Baumwolle aus Bangladesch,
Nähte aus Nächten,
in denen jemand wach blieb,
damit ich morgens gut aussehe.

Ich beiße in mein Frühstück –
Sonne in der Schale,
Banane, fair vielleicht, vielleicht auch nicht.
Sie schmeckt nach Fernweh
und nach Fragen,
die ich zu selten stelle.

Mein Handy blinkt.
Ein Herz aus Cobalt,
aus Staub und Schweiß,
aus Hoffnung und Hochglanz.
Ich wische –
und irgendwo fällt der Strom aus.

Ich bin verbunden.
Mit WLAN und Widerspruch,
mit Licht und Schatten,
mit allem, was fließt –
Wasser, Daten, Verantwortung.

Und manchmal spür ich’s:
dieses Ziehen,
wie Fäden unter der Haut,
wie Stimmen aus der Ferne,
die flüstern: Was du tust, zählt.

Ich bin kein Punkt.
Ich bin ein Kreis.
Jede Entscheidung – ein Echo.
Jeder Kauf – ein Abdruck.
Jede Geste – ein Samen.

Ich will Fäden neu knüpfen.
Zwischen mir und der Welt.
Zwischen Haben und Sein.
Zwischen Schatten und Licht.

Ich will langsamer leben, bewusster atmen –
damit jeder Sonnenstrahl zählt.
Meinen Luxus nicht verstecken,
sondern teilen –
wie Licht, das reicht.

Denn niemand ist eine Insel.
Wir sind Brücken,
aus Fleisch und Hoffnung gebaut.
Und wenn einer den Schalter umlegt,
kann Licht durch die ganze Leitung gehen.

Connected.
Nicht nur online.
Sondern echt.
Jetzt.
Hier.
Wir.