Wir leben unter demselben Himmel
Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von Parsto M., 19 Jahre
Wir leben unter demselben Himmel,
und doch trennt uns alles.
Wir leben in einer Welt aus unsichtbarem Glas,
die jeden schneidet,
aber niemand sieht.
Und wir nennen es Freiheit.
Wir leben in einer Zeit,
in der Zahlen und Besitz den Wert eines Menschen messen.
Und wir nennen es Fortschritt.
Ja, du,
der das hier gerade liest.
Ich will dich direkt ansprechen.
Ganz ehrlich:
Wie viel gibst du aus für Dinge,
die du gar nicht brauchst?
Den wievielten Schuh hast du diesen Monat gekauft?
Wie viele Waren trägst du,
doch keine Werte?
Du bist hungrig nach Besitz,
und merkst es nicht.
Die Leere fühlt sich an wie Hunger,
doch du füllst sie mit Plastik.
Wieder und wieder und immer wieder.
Wie viele Päckchen hast du heute bestellt?
Wie viele Leben haben dich ernährt,
damit du satt aussehen kannst?
Hast du mal darüber nachgedacht?
Nein.
Wie denn auch,
wenn alle um dich herum genau so sind wie du.
Wenn Blindheit der neue Trend ist,
und Ignoranz sich anfühlt wie Frieden.
Andere Teile der Erde schreien,
doch der Ton kommt nicht durch das Glas.
Wir scrollen weiter.
Wir kaufen mehr.
Wir leben getrennt,
von einer Wand,
die in Seelen schneidet, egal aus welchem Land.
Sie bluten, aber das Blut ist unsichtbar.
Und wir wissen ja: Nur rotes Blut zählt.
Und selbst das nicht bei jedem.
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