Etwas lag auf dem Asphalt.
Ein Handschuh. Grau, nass, zerfurcht wie ein vergessener Atem.
Ich hob ihn auf.
Er war leichter, als er sein durfte,
und schwerer, als ich es tragen konnte.
Der Regen tropfte auf meine Hände,
doch er war nicht nass genug, um den Staub zu waschen,
der aus der anderen Seite der Welt kam.
Aus einem Raum, der keine Sonne kennt,
aus Händen, die sich zu Wunde nähten,
damit meine Finger warm bleiben.
Ich sah die Maschen – sie zitterten wie ein Herz,
ein kleines, müdes Herz, das niemand streichelt.
Ein loser Faden, dünn wie ein Atem,
schien durch mich hindurch zu fließen.
Ich spürte die andere Hand.
Fremd. Fern.
Und doch wog sie schwerer als alles, was ich je besessen habe.
Vielleicht war es ein Kind, das lief, während der Handschuh fiel.
Vielleicht weinte jemand, der ihn niemals wiederfand.
Vielleicht war er schon vor Tagen her und jetzt nur ein leises Echo.
Und irgendwo,
in einem Raum, der nach Staub und Öl schmeckt,
saß ein Mädchen auf einem Hocker,
ihre Finger wund, ihre Träume klein,
und summte Gebete, die niemand hörte.
Ich hielt ihn fest.
Zu fest.
Die Welt lag zwischen meinen Händen,
eine zitternde Linie aus Staub und Licht,
die mich schnürte wie eine zweite Haut.
Meine Kehle brannte.
Meine Finger brannten.
Meine Seele brannte.
In den Nähten steckte mehr als Garn.
Es war Hoffnung, verdreht mit Schmerz.
Der Handschuh weinte Regen.
Er weinte Staub.
Er weinte Fäden aus Hunger,
aus Müdigkeit,
aus Wünschen, die niemand sah.
Ich konnte nicht weinen.
Nicht genug.
Nicht tief genug.
Also hielt ich ihn,
und fühlte die Welt auf meinen Handflächen zittern,
so dass ich fast ertrank im Gewicht der Ferne.
Ich legte ihn auf die Fensterbank.
Der Wind hob ihn an, ließ ihn fallen,
als wollte er fragen, ob ich jemals verstanden habe,
dass meine Wärme nicht ohne Schmerz existiert.
Dass mein Glück gestickt wird in müde Finger,
in brennende Augen, in Träume, die zerreißen.
Ich blieb stehen,
bis die Nacht sich wie ein dunkles Tuch über ihn legte.
Und dann wusste ich,
dass nichts, was ich halte, nur mir gehört.
Dass meine Hände warm sind,
weil andere Hände bluten.
Der Handschuh wärmte nicht nur meine Hand, sondern auch mein Gewissen.
zog meine Finger wie Fäden über den Globus,
und für einen Augenblick – nur einen kurzen, zarten Augenblick –
fühlte ich die andere Hand.
So nah, so fern.
So verloren.
So unendlich.
Ich schwor mir, dies nicht zu vergessen.
Nicht sie.
Nicht das Ziehen der Fäden, das ich nicht lösen konnte.
Und irgendwo, weit hinter Meeren, hinter Staub und Maschinen,
war eine Hand,
die nie aufgehört hat, zu nähen.
Für mich.
Damit ich nicht friere.