Stiche
Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von Tina S., 24 Jahre
Wir sind uns gleich.
Unsere Haare in einem strengen Zopf.
Um uns herum das gleichmäßige Rattern der Maschine.
Der Stoff gleitet durch unsere Hände.
Wir erschaffen.
Ich für mich.
Du für mich.
Deine Hände sind sicherer als meine.
Ich muss Nähte auftrennen, bei denen ich nachlässig war.
Du kannst dir das nicht erlauben.
Unser Rücken schmerzt, unsere Augen brennen.
Ich mache Pause, du nähst weiter.
Ich koche, du nähst weiter.
Während ich mich entspanne kämpfst du gegen die Erschöpfung.
Die Luft ist stickig, du schaust dich um.
Überall nur ausgezehrte Gesichter.
Unzählige Stunden liegen noch vor dir.
Du kannst nicht entkommen.
Mein Kleid ruft Bewunderung hervor.
Unglaublich, dass mir so etwas gelingt.
Deines ist Normalität.
Heute kaum einen Gedanken wert,
morgen schon wieder vernichtet.
Ich gehe spazieren.
Im Staub finde ich eine alte 2 Euro Münze.
Mehr als du bekommst.
Du nähst weiter
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Autorin / Autor: Tina S.