Getrennte Welten
Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von Merle F., 13 Jahre
8 Uhr morgens, die Sonne scheint, das Meer rauscht. Der Champagner ist kalt. Die Yacht treibt mühelos auf dem Wasser. Fröhliche Musik ertönt aus der Musikbox. Alle lachen, alle sind gut gelaunt. Das Leben könnte nicht besser sein. Der Gedanke an die letzten Jahre, so erfüllt und froh. Kein einziger Gedanke an die anderen. Die anderen, die nicht einmal genug zu essen haben.
8 Uhr morgens, der Himmel ist bewölkt. Der Wind ist frisch. Der Kaffee ist fast kalt. Der Motor heult leise. Die Arbeit wird anstrengend, aber das Geld wird dringend gebraucht. Der Gedanke an die letzten Jahre, als das Leben frei und erfüllt war. Ach, wenn man doch nur die Zeit zurückdrehen könnte.
8 Uhr morgens, die Nacht war hart. Hart wie der Boden auf dem die Pappe liegt. Der Magen knurrt, aber wie soll er gestillt werden? Kein Geld für etwas zu essen, etwas zu trinken. Menschen auf dem Weg zu Arbeit. Der Becher wird ignoriert. Nur gelegentlich fällt eine Münze herein. Nie genug für etwas Richtiges, etwas, das satt macht. Der Gedanke an die letzten Jahre. Straße, Asphalt, Hunger. Wie sich wohl ein Bett anfühlen mag?
8 Uhr morgens, ein Knall, noch einer, dann Stille. Blut tropft auf den Boden. Zu viel, um zu überleben, zu wenig bleibt im Körper. Überall Leichen überall Tod. Der letzte Gedanke an die letzten Jahre. Schüsse, Trümmer, Krieg. Wie es wohl sein mag in Frieden zu leben?
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