Eine Ahnung sagt mir, es ist nun soweit —
Erhören Sie mich, liebe Freunde und *innen
(Sie sehen, auch ich gehe stolz mit der Zeit),
Dass wir uns dem folgenden Thema entsinnen.
Ich bitte Sie, nehmen Sie es mir nicht krumm
Denn ich tu’ (wie jedermann) nur seine Pflichten.
Ich würd meinen Job verliern’, bliebe ich stumm,
Und würd ich nicht suchen, die Sache zu richten.
Ich will Ihnen helfen — in Ihrer Not,
Und Sie (bei Gott!) niemals der Untat beklagen!
Sie sehen, schon während ich red, werd ich rot…
Ich werd’s einfach gradeheraus Ihnen sagen:
Fast all Ihr Besitz ist von Sklaven gemacht.
Es klebt Kinderschweiß im Stoff Ihrer Klamotten.
Vielleicht haben Sie sogar selbst mal bedacht,
Wie Andere für Ihren Luxus verrotten.
Aus Gründen, unmöglich konkret zu verorten,
Und finanziert von Ihrem Wocheneinkauf,
Gibt es tagtäglich massenhaft Morden;
Ungerechtigkeiten bestehen zuhauf.
Da müssen Sie nicht mal woandershin schauen:
Auch hier gibt es Gewalt, Rassismus, Sexismus,
Queerfeindlichkeit und Gewalt an Frauen.
Ach, wie schrecklich, was ein Verdruss!
Und das Klima! Das müssen wir behüten!
Fast hätt ich’s vergessen, wie konnt’ das passiern’?
Dass manche, und das macht mich wirklich wütend,
Sich immer noch nicht dafür interessiern’!
Sie können es zwar alleine nicht wissen,
Aber ich sage es Ihnen: So eingenommen
Hat’s mich, über all dies schreiben zu müssen —
Mir sind geradewegs die Tränen gekommen.
Doch bitte, so schlimm es auch aussehen mag,
Ich bitte Sie, sich nicht erschreckt zu entfernen.
Obwohl dieses schlechte Gewissen Sie plagt —
Versuchen wir, aus den Gefühlen zu lernen!
Es gibt schließlich Unmengen Möglichkeiten
Anständig Probleme anzugehn’.
Klar, dass Radikale das bestreiten,
Die würden das nie im Leben verstehn’!
Kaufen Sie bio, vegan und lokal,
Fahren Sie mit der Eisenbahn,
Gehen Sie immer fleißig zur Wahl
Damit haben Sie genug getan!
Wenn Sie wollen, können Sie spenden,
Oder mal second-hand kaufen gehn’.
Er wird zwar keine Armut beenden,
Ist aber auch hin und wieder schön.
Oder Sie machen es wie ich
Und gewöhnen sich an, öfter zu gendern;
Wenn Sie nur oft genug drüber sprechen,
Wird das an Ursachen sicher was ändern!
Falls jedoch Schuldgefühle am Problem
Immer noch das Weltbild zieren:
(Es ist zwar nicht ganz so gern gesehn’)
Aber auch Sie können sich engagieren!
Suchen Sie sich eine Organisation
(Möglichst im Einklang mit den Parteien),
Und protestieren Sie mit Petition,
Mit Plakaten, Demos oder Feiern!
Denn auch Sie haben das Recht
(Wegen der Freiheit, nicht vergessen!),
Ein- zweimal in der Woche recht
Aufwandslos Ihr Karma aufzubessern.
Die verheerendste Gefahr hierbei,
(Instinktiv übernommen aus Ungeduld)
Ist der radikaler Staatsfeinde Schrei:
„Revolution! Das System ist schuld!“
Es gibt wirklich ganz üble Gesellen,
(Es schmerzt einen, ihnen zuzuhören)
Die meinen (und es ist kaum vorzustellen),
Man müsse unsere Gesellschaft zerstören!
Das zu glauben ist ein ernster Fehler,
Denn was bitte, das frage ich Sie,
Haben diese Verbrecher und Lügenerzähler
Gegen unsere höchst noble Demokratie?
Bedenken Sie nur, wie gut es uns geht!
Wir sollten vielmehr stolz darauf sein!
Man kann einem Menschen, der das nicht versteht,
Wohl kaum mit ehrlicher Mine verzeihn’.
Ich weiß ja, viel in der Welt läuft verkehrt;
Eine Sache jedoch, das möcht’ ich betonen,
Ist all unser volles Vertrauen wert:
Das „System“ mitsamt seinen ganzen Funktionen!