Verantwortung

Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von Jana, 25 Jahre

Ich öffne die Türen des Kleiderschranks,
Mein Blick streift durch die Etagen
Doch wie jeden Morgen Kopfschütteln
„Ich habe einfach nichts zum Tragen!

Ich laufe zum Kühlschrank
Starre ein paar Sekunden hinein
„Und auch nichts zu essen, das kann doch nicht sein!“
Erst gestern noch eingekauft
Avocado, Salami, Butter
Aber ich achte da schon drauf,
die Tiere hatten gutes Futter

Auf der Verpackung eine glückliche Kuh,
ein dickes, lachendes Schwein
Mein Herz wird schwerer
Wird es so wirklich sein?

Eine Antwort in mir,
ein leises Flüstern
Eine unangenehme Wahrheit
will ans Licht
Aber ich verdränge die Bilder
Daran denke ich jetzt nicht

Es klingelt an der Tür - ein neues Paket
Gespannt packe ich es aus
Endlich, die Kleider, die ich dringend brauch
Damit kann ich aus dem Haus

Ich lächle bei dem Gedanken an dies Schnäppchen
Zahlte ich doch nur so einen geringen Preis
Es ist „Made in Bangladesch“, 100% Polyester
Die Gedanken überkommen mich ganz leis

Wer hat dieses Kleid genäht?
Welche Hände haben den Stoff bemalt?
Woher kommt das ganze Plastik?
Wer hat hier den wahren Preis gezahlt?

Mein Lächeln schwindet
Mein Herz pocht
Aber was kann ich schon ändern?
Gar nichts! Oder doch?

Ist nicht jeder Kauf eine Entscheidung?
Ob kleine Kinderhände nähen,
der Schlachter zu tun hat,
wie wir mit den Ressourcen der Erde umgehen?

Diese Ungerechtigkeiten habe ich finanziert
Schuld, die mich plötzlich erdrückt
Mein Blick geht über den Tellerrand hinaus
Meine Probleme? Was habe ich damit für ein Glück

Von Armut und Ausbeutung bin ich nicht betroffen
Und ich will nie wieder dafür zahlen
Es gibt so nachhaltige Alternativen
Ich werde einen neuen Weg einschlagen

Ich trage Verantwortung für Umwelt, Tier und Mensch
Mit allem, was und wie ich konsumier
Beängstigend und gleichzeitig Hoffnung schenkend
Es gibt immer eine Wahl, die haben wir.