Fäden

Beitrag zum Lyrik-Wettbewerb Connected von HenryXYZ, 15 Jahre

Ich zieh ein T-Shirt über den Kopf.
Doch eigentlich zieh ich
tausend Fäden mit mir:
Hände, die genäht haben,
Augen, die müde sind,
Träume, die steckenblieben
zwischen Nadel und Stoff.

Ich beiße in die Banane.
Süß.
Doch der Geschmack trägt Salz.
Schweiß von Plantagen,
Regen, der nicht für alle reicht.

Ich tippe auf mein Handy.
Es antwortet sofort.
Doch unter der glatten Oberfläche
schreit Metall aus der Erde,
schreit ein Kind,
das nie zur Schule ging.

Alles ist verbunden.
Mein Frühstück.
Mein Outfit.
Mein Klick.

Und ich?
Bin mittendrin.
Ob ich will oder nicht.

Doch Kreise lassen sich ändern.
Was ich heute wähle,
schlägt Wellen in die Zeit
und macht aus meinem Tun
vielleicht Gerechtigkeit
Vielleicht beginnt's
mit einem Blick,
mit einer Frage:
Wie viel Welt
steckt in mir –
und was geb ich zurück?

Autorin / Autor: HenryXYZ