Ich bin anders und bin stolz darauf

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Tini, 14 Jahre

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr merkt, dass ihr unerwünscht seid, es sich keiner aber zu sagen traut. Wenn ständig alle Blicke auf euch gerichtet sind und warten bis ihr euch anders verhaltet, damit sie über euch lästern können. So fühle ich mich. Ich bin farbig, wie man heute wohl sagen müsste. Ich bin aber nicht gelb oder so, nein ich bin schwarz wie die Nacht, die Dunkelheit. So fühle ich mich auch, einsam und unverstanden. Also beschloss ich an den Nachmittag des 14. April meine Briefe loszuschicken, in die Welt zu den weißen Menschen. Ihr fragt euch sicher welche Briefe, es geht um mein Leben, um die Situationen, nicht die normalen, wie dass ich angestarrt werde. Nein wenn nur dies passieren würde, wäre ich ein sehr glückliches Mädchen.

Es begann im Kindergarten, als ich merkte, dass ich nirgends dazu gehörte. Ich stand oft allein in der Ecke. Immer wenn ich zu den anderen hin kam, fragten sie mich, ob ich mich nicht wasche würde und warum ich so komisch aussehen würde. Man denkt sich, dass es vorbeigeht. Kinder werden erwachsen, sie lernen, wie sie sich zu benehmen haben. Aber nicht wie sie zu denken haben. In der Volkschule wurde mir immer von den Lehrern erzählt, dass ich besonders war, einzigartig. Voller Stolz hatte ich dies meinen Mitschülern erzählt. Diese begannen zu lachen und erklärten mir, dass das die Umschreibung für komisch sei. Sofort kullerten mir Tränen über die Wangen.

In der Hauptschule fühlte ich mich einigermaßen wohl, ich hatte mich sogar verliebt. Einen Ausschnitt aus meinen Tagebuch: Er hat mich heute sogar angelächelt. Ich spüre, dass er mich fragen wird, ob ich mit ihm ausgehe. Er ist so hott.
Wenn ich es heute lese, muss ich lachen und weinen zu gleich, denn an diesen Tag hatte ich all meinen Mut zusammen genommen und hatte ihn darauf angesprochen; er sah mich mit einen Blick an, der Bemitleidung ausstrahlte und sagte "Du bist ja echt ganz okay. Aber ich stehe mehr auf hellere Mädchen. Aber Kelvin ist auch schwarz, warum fragst du ihn nicht. Könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe? Nein, natürlich müsste man dafür in meiner Lage sein, ich war das einzige schwarze Mädchen in unserem Dorf. Auch in meiner Familie. Als meine Mutter 17 Jahre alt war, durchlebte sie eine etwas rebellischere Phase und wollte meine Großeltern ärgern, und nichts war besser, als sich mit einem schwarzen Vater abzugeben, und nach 9 Monaten kam ich. Meinen Papa jedoch habe ich nie kennengelernt, denn dieser hat sich so schnell wie er von mir gehört hat, aus den Staub gemacht.

In der High School hatte ich eine gute Freundin, sie beschützte mich immer, verstand mein Leiden jedoch nicht. Da sie selbst weiß war. Es war hart zu dieser Zeit, erst merkte ich, wie sehr sich meine Großeltern sich eigentlich schämten mich jemanden vorzustellen, es war eine Qual für sie. Ebenso fiel mir auf, dass ich mich viel mehr als andere ausweisen musste, wenn ich irgendwo hin ging. Damals als uns Colleges vorgeschlagen wurden, war meines eines, wo es fast nur dunkelhäutige gab. Erst war ich schwer entsetzt, weil ich mir mit der Zeit versuchte einzureden, gar nicht so dunkel zu sein. Auf diese Zeit bin ich wirklich nicht stolz, denn ich habe mich selbst verleugnet. Man muss den Tatsachen nun mal ins Auge sehen. So kam es dann, dass ich doch auf das College ging, und ich sage es euch, ich fühlte mich endlich verstanden und angekommen. Nicht mehr so einsam. Ich vergaß sogar die Erinnerungen, wie ich früher immer weinend nach Hause kam, weil mich jemand als Neger bezeichnet hatte. Ich fand endlich jemanden, der mich vertsand. Doch leider kam auch die Zeit, wo ich mich von dort verabschieden musste. Voller Verzweiflung beschloss ich, in ein neues Land zu ziehen, wo die Bevökerung hauptsächlich dunkel ist. War auch keine Glanzidee von mir, aber was soll ich sagen, Angst vor der Unverstandenkeit bringt einen zu sehr viel.

Leider kam dort das nächste Problem auf mich zu. Ich konnte kein Zulu, und so kam es, dass ich mich wieder nicht zugehörig fühlte. Ich stand am Strand von Kapstadt, der Wind durchfuhr meine Haare, als ich überlegte, was nur aus mir werden sollte. Ich würde so gerne in die Großstadt, wo Vielfalt kein Problem mehr ist. Da blickte ich auf meine Hände und Füße. Warum sollte ich nicht einmal etwas Gutes daraus machen, anders zu sein. Ich meine ich bin schwarz und es ist so wie es ist. Ich kann nicht davor weglaufen, aber vielleicht kann ich die Leute da draußen mit meiner Geschichte inspirieren, zu sich zu stehen, egal welche Hautfarbe, Nationalität, Religion oder was immer sie besonders macht und von dem Rest abhebt. Vielleicht schaffe ich es auch, die Leute zu belehren, dass es nicht reicht, dass sie uns statt Neger Farbige nennen, es wäre schon genug, wenn sie uns wie alle anderen behandeln würden. So entschloss ich mich als Autorin für die Rechte jedes einzelnen einzutreten. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, die Welt zu verändern, sie ein Stück besser zu machen. Es liegt an jedem einzelnen.

Zum Wettbewerb