Ich will die Wahl haben!

Nudging - also das sanfte Schubsen zu einer gesunden/nachhaltigen Entscheidung, wird eher akzeptiert, wenn die Wahlfreiheit nicht zu stark eingeschränkt wird

Über gesunde Ernährung - etwa in Schulküchen oder Kantinen - wird viel, und manchmal auch sehr aufgeregt oder erbost diskutiert. Soll es einen Veggie-Day geben? Oder Fleisch ganz verbannt werden? Neben Verboten wird in solchen Bereichen gerne "Nudging" (engl. für Anstoßen) eingesetzt. Der Begriff bezeichnet eine Vorgehensweise, bei der Menschen mehr oder weniger unauffällig zu bestimmten Entscheidungen "angeregt" werden, ohne dass ihnen dabei die Wahlfreiheit genommen wird. Sind zum Beispiel in einer Speisekarte kalorienarme Optionen fett gedruckt, wählen wir sie womöglich eher aus.

Aber was halten die Menschen davon? Fühlen sie sich dadurch manipuliert? Oder kommt diese Form der Ermunterung gut an?

Das haben Forschende der Universitäten Göttingen und Bonn untersucht. Sie testeten unterschiedliche gestaltete „Nudging“-Maßnahmen, die Menschen darin unterstützen sollten, beim Essen eine gesunde oder nachhaltige Wahl zu treffen - etwa eine, bei der die Butter am Buffet entweder schwer erreichbar war oder nur auf Anfrage herausgerückt wurde.

Wahlfreiheit wichtig für Akzeptanz

In einer Online-Umfrage beurteilten 451 erwachsene Personen fünf „Nudging“-Szenarien. Dabei zeigte sich, dass "Schubser" besser akzeptiert werden, wenn die Betroffenen nicht das Gefühl bekommen, in ihrer Wahlfreiheit eingeschränkt zu werden. So fanden es die Testpersonen akzeptabel, wenn auf einer Speisekarte zuerst vegetarische, dann Fleischgerichte aufgelistet waren. Nicht so gut kam an, wenn überhaupt keine Fleischgerichte auf der Karte standen und dafür erst eine Extra-Karte angefordert werden musste.

Transparenz ist gefragt

Zudem wurde „Nudging“ besser akzeptiert, wenn es transparent gestaltet war. So zeigten sich die Teilnehmenden der Studie offener dafür, wenn sie beim Online-Einkauf zunächst gefragt werden, ob sie einen vorgefüllten „klimafreundlichen“ Warenkorb erhalten möchten, als wenn dieser standardmäßig eingesetzt wird.

Allgemein lässt sich sagen: Der wichtigste Faktor für die Ablehnung von „Nudging“ ist der Eingriff in die Wahlfreiheit. Wenn eine Maßnahme aber als besonders wirksam eingeschätzt wird, dann findet man einen Schubser dahin auch eher gerechtfertigt.

Nudging kann eine wichtige Rolle spielen. Denn eigentlich müssten wir alle weniger Fleisch essen, mehr fürs Klima tun, besser auf unsere Gesundheit achten und, und, und. Gleichzeitig möchten wir nicht bevormundet werden und sträuben uns gegen Verbote und Vorschriften, auf die wir eher mit Trotz reagieren. Darum war es den Forschenden so wichtig, herauszufinden, welche Nudging-Methoden am besten akzeptiert werden.

In künftigen Studien kann nun weiter daran geforscht werden, wie Anstöße gegeben werden können, die wirksam sind und gleichzeitig auf breite Akzeptanz stoßen. Ob Nudging schlussendlich ausreichen wird, um die Ausbeutung unseres Planeten im Zaum zu halten, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben.

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und in der Fachzeitschrift BMC Public Health veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 20. Februar 2024