Ekel, Angst und Furcht vor Neuem

Uni Bayreuth wertete Studien zu "Novel Food" aus. Insekten und Zuchtfleisch werden noch sehr skeptisch betrachtet.

Unser Planet steht am Abgrund steht und es ist zwingend notwendig, dass wir unsere Lebensmittel in Zukunft anders, nachhaltiger und ressourcenschonender produzieren. Dennoch sind viele Menschen nicht bereit, ihre Ernährung auf vegan oder vegetarisch umzustellen. Gleichzeitig werden aber auch neue nachhaltigere Lebensmittel häufig abgelehnt. So sind beispielsweise Insekten viel klimafreundlicher als Fleisch aus der Massentierhaltung, enthalten wichtige Proteine und sind gesundheitlich sicher. Dennoch wollen viele Menschen diese Nahrungsmittel gar nicht erst ausprobieren. 

Forscher:innen der Universität Bayreuth und der Universität Wien haben den Einfluss von Halbwissen, Vorurteilen und anderen psychologischen Faktoren auf die Wahrnehmung von neuartigen Lebensmitteln - also von Lebensmitteln aus Insekten oder Zuchtfleisch - durch Verbraucher:innen untersucht. Dazu haben sie 182 Studien zu "novel food" ausgewertet, von denen sich die meisten mit Insekten und künstlichem Fleisch befassten.

Alessandro Monaco, Nachwuchswissenschaftler am Lehrstuhl für Lebensmittelrecht der Universität Bayreuth, fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen:

Lieber von kleinen, lokalen Unternehmen

„Ekel und Angst veranlassen die Verbraucher dazu, neuartige Lebensmittel wie Insekten abzulehnen, selbst wenn diese Lebensmittel wünschenswerte Eigenschaften haben, z. B. nachhaltiger oder ernährungsphysiologisch vorteilhaft sind. Ebenso neigen die Verbraucher dazu, Produkte zu bevorzugen, die von kleineren, lokalen Unternehmen stammen, statt von multinationalen Konzernen – die aktuell die Treiber im Novel Food Markt sind – weil diese als nicht vertrauenswürdig wahrgenommen werden.“ Darüber hinaus bevorzugen die Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel, die als natürlich und nicht durch künstliche oder menschliche Eingriffe verändert wahrgenommen werden.

„Interessanterweise zeigt die jüngste politische Debatte in der EU, dass die negative Wahrnehmung von neuartigen Lebensmitteln selbst dann stark bleibt, wenn die Produkte zugelassen und nachweislich sicher sind. Dies ist wahrscheinlich auf die Komplexität des Zulassungsverfahrens zurückzuführen, das von der Mehrheit der Bevölkerung nicht ausreichend verstanden wird“, erklärt Monaco.

Und was hilft dagegen? Den Forscher:innen zufolge sind Neugier und Vertrautheit wichtige Faktoren, um mehr Begeisterung für "novel food" zu entfachen. Die Forscher:innen betonen aber auch, dass die von ihnen ausgewerteten Studien durch ihre Beschäftigung mit Insekten und Zuchtfleisch vermutlich besonders deutliche Ablehnung hervorgerufen haben könnten. Algen und Produkte auf Basis von pflanzlichen Proteinen könnten hier vielleicht eher punkten.

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Autorin / Autor: Redaktion / pressemitteilung - Stand: 17. April 2024