Sarahs Gesicht

Autor: Melvin Burgess

Haare, Gesichtsform

Eine nicht ganz einfache Frage mit mehreren Antwortmöglichkeiten. Aber auf jeden Fall ist ein Gesicht nicht nur bloß „der vordere Teil eines Kopfes“. Nein, es ist bei weitem mehr als das und kann für verschiedene Menschen auch das wichtigste am menschlichen Körper sein. Im Roman „Sarahs Gesicht“ von Melvin Burgess, dem ehemaligen englischen Journalisten geht es um ebenjene Körperpartie, insbesondere die von Sarah Carter und Jonathon Heat, einem begehrter Musikstar.

Sarah ist eigentlich ein hinreißendes, schönes und selbstbewusstes Mädchen im Alter von ca. 17 Jahren. Sie hat einen Freund, eine beste Freundin und ist generell sehr beliebt.  Und trotz alledem ist sie unzufrieden mit ihrem Körper und sich selbst, so dass sie sich sogar öfter hinter einer Maske versteckt und sich dabei immer wieder als ein ander Mensch gibt. Dann verletzt sie sich absichtlich und tarnt es als Unfall.

Da kommt ihr der Hype um Jonathan Heat gerade richtig: Um die Aufmerksamkeit der Medien zu erringen hat er sich von einem privaten Arzt diverse Gesichter transplantieren lassen, wie die eines Wolfes zum Beispiel. Deshalb tragen auch seine Fans Masken, nicht nur die von Tieren, sondern auch von Jonathans eigenem Gesicht. Sarah tut das auch, obwohl sie sonst immer so nonkonform und eher rebellisch eingestellt ist, als dass sie einem Trend folgen würde. Doch bei ihr ist es nicht nur der bloße Fankult, der sie dazu treibt, immer stärker Jonathan nachzuahmen. Vielmehr ist sie mit ihrer eigenen Identität unzufrieden und wünscht sich jemand anderes zu sein. Dass sie dann auch noch den Musikstar höchstpersönlich durch einen vermeintlichen Zufall kennenlernt, ist für sie wie ein Wunder - will sie doch auch ein Musikstar werden. Er zieht sie mehr und mehr in seinen Bann und schottet sie zusehends von ihrem persönlichen Umkreis ab. Aber warum nur? Ganz einfach: Sein eigenes Gesicht ist zerstört. Jetzt will er das von Sarah haben, die ihm wortwörtlich wie „aus dem Gesicht geschnitten“ ist...

Meiner Meinung nach ist „Sarahs Gesicht“ ein fesselnder Roman, bei dem man das Gefühl bekommt, die Handlung hätte sich wirklich hier in der Realität abgespielt. Vor allem die außergewöhnliche Perspektive und Schreibweise hat diesen Roman für mich zu einem Psycho-Thriller für Jugendliche gemacht: So wird die Handlung rückblickend, und aus verschiedenen Perspektiven (mal von Sarah, mal von ihrem Freund etc.) erzählt. Die Einschübe von Zeitungsberichten und Aussagen der Beteiligten, die immer nur Schnipsel von Hintergrundinfos geben haben mich rasend vor Neugierde und Spannung gemacht. Denn immer liest man die Andeutungen, wie die ganze Geschichte ausgegangen ist, aber man weiß eben noch nicht alles. Schließlich wechselt der Erzählstil. Mal ist es die Ich-Form aus der Sicht von Sarah, dann die Er-Form aus der Sicht ihres Freundes, mal ganz distanziert.

Insgesamt ist das Buch einfach mitreißend und spannend geschrieben und wäre sicher für all jene interessant, die gerne wissen wollen, was sich in der Psyche eines Menschen alles abspielt.

*Meine Empfehlung:*
Kauft euch dieses Buch! Es erweitert Euren Horizont in gewisser Weise.


*Erschienen bei: Carlsen*

Autorin / Autor: mickie - Stand: 24. September 2007