Ein Austausch bringt Einblick!

SchülerInnenaustausch zwischen Deutschland und Frankreich

Ich war sehr verärgert, weil der Schüleraustausch mit Frankreich in meiner Schule gestrichen wurde. Ich wollte unbedingt einen machen, da meine Geschwister mir immer wider davon vorschwärmten. Also fragte ich mich, wo gibt es sonst noch die Möglichkeit? Meine Mutter gab mir den Tipp, dass das Oberschulamt einen Schüleraustausch anbietet. Am Anfang des Schuljahres 2002/03 sah ich in der Schule einen Aushang des Oberschulamts: „2-3monatiger Schüleraustausch mit Frankreich - Bewerbungsunterlagen anfordern bei:...“ Ich war froh. Da ist die Möglichkeit. Schnell forderte ich die Bewerbungsunterlagen an. Diese füllte ich in den Herbstferien aus und schickte sie zurück. Dann begann das Warten: werde ich genommen? Es war Anfang November und frühestens Ende Januar konnte man die Bestätigung erwarten, ob man mit darf. In dieser Zeit überlegte ich mir, wo ich wohl hinkommen könnte: in die Alpen, nach Paris, St. Tropez oder sogar nach „la Reunion“?

*Dann kam ein Brief...*
Im Januar kam vom Oberschulamt ein Brief, dass sie meine Unterlagen und die der anderen nach Frankreich weiterleiten. Jetzt war sicher, dass ich genommen wurde. Ich war sehr gespannt, wo meine Partnerin wohl lebt. Und dann eines Tages lag ein dicker Umschlag im Briefkasten: Meine Austauschschülerin heißt Emilie und kommt aus Troyes. Sofort schaute ich im Atlas nach, wo Troyes liegt. Sie ist ein knappes Jahr jünger als ich und besucht die entsprechende Klasse. Ich stellte auch fest, dass meine Eltern ihre Großeltern sein könnten, weil ihre Eltern so jung sind. Am 7. Juni sollte sie kommen. Ich schickte ihr sofort Bilder von meiner Familie und wir schrieben uns auch E-Mails. Je näher das Datum rückte, desto nervöser wurden wir. Wie ist sie so? Verstehe ich mich mit ihr? Bekommt sie Heimweh? Es ist gut, dass die Partnerin ihrer Freundin in der Nähe wohnt? Was isst sie? Isst sie überhaupt etwas? Eine Freundin, die bei einem einwöchigen Austausch mitgemacht hatte, hat erzählt, dass ihre Französin nichts aß. Wir räumten unser Haus auf, richteten ihr Zimmer ein und überlegten, was wir in den 2 Monaten so machen werden.

*Endlich...*
Endlich war der 7. Juni da. Meine Eltern und ich saßen gerade beim Frühstück als das Telefon klingelte. Ich ging hin. Es war Emilies Mutter, die sagte, dass sie erst morgen käme, weil Emilies Vater krank geworden ist und sie zum Arzt müssen. Ich war enttäuscht. Was soll ich den ganzen Tag machen? Doch dann fiel mir ein, dass die Eröffnungsfeier von der Mädiale ist und ich dort vielleicht endlich mal ein paar Lizzys in Realität treffen kann. Also schickte ich Linus eine SMS, dass ich nachher in Stuttgart bin und wir uns treffen könnten. So wurde es doch noch ein schöner Tag. Am Sonntagnachmittag kamen Emilie und ihre Mutter. Sie trank mit uns Kaffee und fuhr dann wieder nach Hause. Doch vorher machten wir noch aus, dass uns Emilies Eltern am Nationalfeiertag besuchen kommen. Ich zeigte Emilie ihr Zimmer, Bad... Danach „beschnupperten“ wir uns und spielten uns gegenseitig Klavier vor, fragten uns gegenseitig etwas aus und schauten Fotos an.

*As time goes by*
In den folgenden 2 Monaten unternahmen wir viel. Besichtigten viele Städte, waren oft in Stuttgart und anderen Städten zum Einkaufen, gingen auf viele „schwäbische Festle“ und haben uns sehr viele Videos/DVDs angeschaut. Dabei stellten wir fest, dass es oft bis zu 40 verschiedene Untertitel gibt, aber nicht französisch. Emilie war auch sehr erstaunt, dass gutes (!) Bier hier so billig ist. Also nahm sie halt 12 Flaschen unter anderem als Mitbringsel mit.

Als die Sommerferien begannen, war Emilie sehr traurig. Alle Leute gingen in Urlaub, die sie kennengelernt hatte. Sie wollte überhaupt nicht gehen. Am 3. August ging sie dann leider. Die Eltern ihrer Freundin holten sie und ihre Freundin ab. Ein Trost ist, dass wir uns schon in 4 Wochen wieder sehen. Emilie ging ja mit mir 8 Wochen in die Schule. Sie war erstaunt, wie wenig Unterricht wir haben (kaum Nachmittagsunterricht) und ihr fiel auf, dass die LehrerInnen weniger streng sind als in Frankreich.

*Rückblick*
Es waren 2 sehr schöne Monate mit Emilie und das Haus ist viel leerer ohne sie. Ich bin gespannt wie der Gegenaustausch wird. Wie ist dort die Schule? Das Essen?

Ich möchte jedem sagen, wenn er die Möglichkeit hat, an einem Austausch teilzunehmen, soll er die Chance nutzen. Austausch öffnet Grenzen und baut Vorurteile ab.

Autorin / Autor: Delfin13 - Stand: 5. August 2003