Von Beruf Neonazi -Teil 2
Die Frauen werden benutzt, um die rechte Szene zu stabilisieren, Gleichberechtigung ist aber nicht gewünscht.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die rechte Szene allerdings verändert und ganz so einfach ist es nicht mehr. Frauen dürfen in der rechten Szene nun „richtig“ mitmachen. Die rechtsextremen Parteien wie die NPD und die freien Kameradschaften haben eine Vielzahl von Organisationen nur für Frauen hervorgebracht. Und diese Gruppen nur für Neonazistinnen sorgen dafür, dass die Frauen rechts bleiben und mehr als bloße Anhängsel von tumben Schlägern oder karrieresüchtigen Kadermännern sind. Zentrales Thema für Mädchen und Frauen in der rechten Szene ist die Rolle als Mutter. Die Mutterrolle als Gegenentwurf zur modernen Karrierefrau – aber eben auch ein bisschen Karriere bei den Rechten, das macht die Szene anziehend und offen für mehr junge Frauen. Und das macht es eben so gefährlich. So können die Neonazis viel mehr Frauen sammeln – und so kann sich die menschenfeindliche Gesinnung bei noch mehr vor allem jungen Menschen verbreiten und verfestigen.
*Kinder kriegen für die "Volksgemeinschaft"*
Ob Skingirl – sogenanntes Renee, völkische Frau im Trachtenlook oder Nazifrau, die gar nicht wie eine Rechtsextreme aussieht – die Neonazistinnen betonen stets, dass sie etwas „Besonderes“ seien. Ihre Aufgabe sei die freiwillige Unterordnung unter die Gemeinschaft und das Volk. Wenn es nach den Rechten geht, haben Frauen vor allem eine biologische Funktion: Mutter zu sein, eine Gebärmaschine. Denn das Ziel der Rechtsextremen ist es, mehr Nachwuchs zu bekommen. Ob durch Rekrutierung neuer Mitglieder – oder eben eigene Kinder. Mit Gleichberechtigung hat das allerdings wenig zu tun. Die Rechtsextremismusexpertin Renate Feldmann erklärt: „Die Frauen versuchen Nachwuchs für eine kommende Volksgemeinschaft heranzuziehen.“ Und so äußern sich die rechtsextremen Frauen auch vorrangig nur zu familienpolitischen Fragen, die für die Rechten auch gleich Frauenfragen sind. Gitta Schüssler, NPD-Landtagsabgeordnete in Sachsen, findet aber, politisches Engagement habe mit Feminismus nichts zu tun. „Nein, davon grenzen wir uns ab. Das ist nicht unsere Schiene“, betont Schüssler.
*Naziparolen im Minirock*
Und wie sind diese rechten Frauen nun einzuschätzen? „Es ist wichtig, davon wegzukommen, Rechtsextremismus als typisch männliches Problem zu sehen“, sagt Renate Feldmann. Die Frauen werden nicht mehr nur darauf reduziert, nur Anhängsel zu sein, stattdessen werden Mädchen und Frauen in der rechten Szene benutzt, um sie zu stabilisieren. Denn es ist immer noch etwas anderes, wenn ein junges Mädchen mit blonden Haaren sagt, dass die Ausländer raus müssten, als wenn es ein tumber Schlägertyp tut. Die Männer haben also das Potential der Frauen erkannt, sagt Feldmann. Darum wird toleriert, dass die Frauen sich einbringen können, aber echte Freiheit haben sie eben nicht. Lara berichtet, dass sie immer das gemacht habe, was die Männer in der Szene gesagt haben. Ihre „Kameraden“ hätten sie und ihre weiblichen Kolleginnen gerne vorgeschickt, wenn es ums Flugblattverteilen ging. „Die haben gesagt, zieht euch einen Minirock an und tragt ein tiefes Dekolletee, das kommt besser an“, erinnert sie sich. Offener Sexismus – zum Wohle des deutschen Vaterlandes.
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Autorin / Autor: Tina Groll - Stand: 5. Februar 2008