Eingebildetes Adlerauge

Glaube beeinflusst die Sehkraft

Wer nur glaubt, er müsse aus bestimmten Gründen besser sehen - etwa durch ein Training - sieht auch tatsächlich besser. Das hat die Forscherin Ellen Langer von der Harvard University in Versuchen mit Freiwilligen herausgefunden. Die Wissenschaftlerin wollte überprüfen, wie weit körperliche Fähigkeiten, hier die Sehkraft, auch von der Einstellung und dem eigenen Körperkonzept beeinflusst werden. Um das zu überprüfen, führte sie mit ihren Testpersonen verschiedene Sehtests durch. So bekam eine Gruppe veränderte Sehtafeln zu sehen. Während bei herkömmlichen Sehtafeln die erste Reihe große Buchstaben hat, die nach unten immer kleiner werden, zeigte die Versuchs-Sehtafel zuerst kleine Buchstaben, die nach unten immer größer wurden. Die meisten Menschen erwarten aus ihrer Erfahrung, dass sie die erste Reihe immer gut erkennen können. So war es auch in diesem Versuch. Obwohl die Buchstaben in der ersten Reihe tatsächlich winzig klein waren, wurden sie von den Testpersonen wesentlich besser erkannt als von der Kontrollgruppe, die die normalen Sehtafeln zu sehen bekam.

Glaube macht gute Augen

In einem weiteren Experiment machte sich die Forscherin den Glauben an die außergewöhnliche Sehkraft von Piloten zu Nutze. Sie ließ ihre Probanden einen Flugsimulator fliegen und stattete sie zudem mit Pilotenuniformen aus. Sie absolvierten einfache Flugmanöver und machten anschließend einen Sehtest, bei dem sie Zeichen auf Flugzeugflügeln erkennen mussten. Eine andere Gruppe durchlief das Experiment unter den gleichen Konditionen, ihnen wurde allerdings gesagt, der Flugsimulator sei kaputt und sie sollten einfach nur so tun, als flögen sie das virtuelle Flugzeug. Beim anschließenden Sehtest schnitten die "echten" Piloten um 40 % besser ab als die "Scheinpiloten".

Die Ergebnisse zeigen, dass die körperlichen Fähigkeiten - hier die Sehkraft - maßgeblich vom Körperkonzept beeinflusst werden und möglicherweise auch durch psychologische Tricks verbessert werden können. Der Glaube (an die eigenen Fähigkeiten) kann also nicht nur Berge versetzen, sondern euch auch die reinsten Adleraugen bescheeren ;-))).

Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht.

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 15. April 2010