Interview: Online-Redakteurin

*Marion Brüggemann* ist Diplom-Pädagogin.
Sie arbeitet seit ein paar Monaten als Online-Redakteurin und schreibt und recherchiert für das Lehrerinnen-Netzwerk von Schulen ans Netz e.V. (LeaNet).

*Was bist du von Beruf?*
Heute arbeite ich als Online-Redakteurin, aber von meiner Ausbildung her bin ich Diplompädagogin, d.h. ich habe Erziehungswissenschaften mit medienpädagogischem Schwerpunkt studiert. Das Internet habe ich erst später zum Beruf gemacht.

*Wann und wie geht es morgens bei dir los?*
Meistens so zwischen 9.00 und 10.00 Uhr. Als erstes lese ich dann meine Emails.

*Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir weiterhin aus?*
Die meiste Zeit verbringe ich am Computer. Entweder recherchiere ich im Netz, ordne neue Inhalte in die Seiten ein oder schreibe Texte. Manchmal mache ich auch Fortbildungen für Lehrerinnen oder habe Besprechungen mit meinen KollegInnen.

*Wenn du auf das Arbeitsleben zurückschaust: Was war dein schönstes Erlebnis?*
Das kann ich so gar nicht sagen, es gibt viele Dinge die mir bei meiner Arbeit Freude machen. Wenn ich positive Rückmeldungen bekomme, freue ich mich natürlich immer.

*Welche deiner alltäglichen beruflichen Tätigkeiten machen dir weniger Spaß?*
Es gibt viele Routinearbeiten, z.B. die Überprüfung von Links. Das macht nicht wirklich Spaß, ist aber auch nicht weiter dramatisch.

*Als du angefangen hast zu arbeiten: Was war deine größte Befürchtung?*
Als Online-Redakteurin - dass ich nicht genug weiß und nicht schnell genug dazulerne.

*Spielt Geld für dich eine Rolle? Oder ist dir der Spaß an der Sache wichtiger?*
Es ist schon beides wichtig. Was nützt die schönste Arbeit, wenn man nicht davon leben kann. Anderseits taugt der bestbezahlteste Job nichts, wenn man nicht gerne zur Arbeit geht. Wenn die Kohle stimmt, hat man auf alle Fälle mehr Lust zum Arbeiten ;0)

*Was wolltest du mit 16 Jahren werden?*
Mit 16 hatte ich nur eine sehr verschwommene Vorstellung von dem, was ich einmal arbeiten wollte. Andere Sachen waren wichtiger. Eine Zeit lang wollte ich unbedingt Kunst studieren.

*Falls du den Beruf heute nicht ausübst, warum hast du den Wunsch fallengelassen?*
Auf der einen Seite haben meine Eltern mir etwas zugesetzt. Sie fanden die Idee eines Kunststudiums nicht besonders gut. Unabhängig davon habe ich aber auch gemerkt, dass ich nicht genügend Talent und Leidenschaft für die Sache aufbringe.

*Welche Situationen oder Menschen in deinem Leben haben dir bei deiner Berufswahl geholfen?*
So richtig geholfen hat da keiner. Ich kann mich eher an Situationen erinnern, wo man mir was aufschwatzen wollte. Als ich zum Beispiel nach dem Abitur beim Arbeitsamt war, wurden mir nur die Berufe vorgeschlagen, in denen es gerade freie Lehrstellen gab. Dem Berufsberater war es völlig schnuppe, wo meine Interessen lagen, der wollte nur seine freien Stellen besetzen. Einzelhandelskauffrau hat er mir vorgeschlagen. Das wollte ich aber nicht werden.

*Hast du Kinder? Möchtest du welche? Und hast du dir schon mal überlegt, wie du Beruf und Kinder unter einen Hut bringen kannst?*
Kinder habe ich keine geplant, kann mir aber vorstellen, dass man in meinem Beruf Kinder und Job miteinander vereinbaren kann. Problematisch wird es meistens erst dann, wenn Frauen mit Kindern Karriere machen wollen. In den Chefetagen wird in der Regel mehr als 20 Stunden die Woche gearbeitet. Die wenigsten Männer verzichten auf Karriere, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Von Frauen wird aber oft selbstverständlich erwartet, dass für sie die Familie an erster Stelle steht und der Beruf in den Hintergrund rückt. Ein altes Thema, aber (leider) immer noch aktuell ;0)

*Was meinst du: Inwiefern hast du es als Frau im Berufsalltag schwerer als deine männlichen Kollegen?*
An meinem Arbeitsplatz gibt es da zum Glück keine Probleme. Außerdem betreue ich Internetseiten, die nur für Frauen gemacht sind, so dass ich wenig mit Männern zu tun habe, die mir Steine in den Weg legen könnten ;0).

*Welche Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten brauchst du zur Ausübung deines Berufes?*
Ich schreibe Texte für das Internet und recherchiere viele meiner Artikel online. Aber es kann auch schon mal sein, dass ich für meine Recherche unterwegs bin. Da ich neben den redaktionellen Arbeiten ein Netzwerk betreue, ist meine Arbeit ziemlich abwechslungsreich. Ich bin Ansprechpartnerin für alle Anfragen, die das Netzwerk betreffen und initiiere Onlineveranstaltungen. Viele Bereiche meiner täglichen Arbeit funktionieren nicht ohne Teamwork. Ich arbeite eng mit der Webdesignerin und dem Programmierer zusammen. Sie bringen die Interaktivität und das schicke funktionale Layout auf die Seiten. Ohne das Team läuft gar nichts.

*Wie und wo hast du diese gelernt?*
Eigentlich bin ich so etwas wie eine Quereinsteigerin. In meiner Ausbildung zur Diplompädagogin habe mich besonders für den Bereich Medienpädagogik interessiert. Heute kann ich mein medienpädagogisches Wissen und meine Freude am Schreiben optimal miteinander verbinden, da ich ein medienpädagogisches Projekt im Internet redaktionell betreue. Viel von dem, was ich heute für meine Arbeit brauche, habe ich aber wohl erst im Job gelernt.

*Was war deine Ausbildung?*
Ich habe Erziehungswissenschaften studiert, mit medienpädagogischem Studienschwerpunkt.

*Welche Hobbys hattest du mit 16 Jahren?*
Mit sechzehn habe ich sehr gern gemalt, Musik gehört und bin mit meiner Clique rumgezogen. Ich war damals mit meinen FreundInnen in der Friedensbewegung aktiv und habe nach der Schule in einem "Eine Welt Laden" ehrenamtlichen Dienst geschoben.

*Was tust du heute am liebsten in deiner Freizeit?*
Wenn ich frei habe, fahre ich gerne Rad und gehe viel spazieren. Ich bin vor allem gern draußen. Nach Feierabend entspanne ich mich auch schon mal bei einem guten Kinofilm. Politik kommt in meiner Freizeit heute nur noch am Rande vor.

*Welche Tipps zur Berufswahl möchtest du den Lizzys mit auf den Weg geben?*
Ein Praktikum ist meistens sinnvoll, bevor man sich für einen Beruf entscheidet. Dann weiß man besser, wofür oder wogegen man sich entscheidet. Manchmal führt ein Praktikum auch direkt zum Lehrvertrag. Viele Unternehmen legen Wert darauf, ihre Auszubildenden vorher kennen zu lernen. Das ist vor allem für diejenigen eine Chance, die im Zeugnis ein paar Ausrutscher haben. Der persönliche Eindruck zählt hier oft mehr als eine Note.

*Gibt es außerdem noch etwas, was du zum Thema "Berufswahl" loswerden willst?*
Die Verhältnisse haben sich heute geändert. Noch vor 20 Jahren war es ziemlich wahrscheinlich, dass man ein Leben lang in dem einmal gelernten Beruf arbeitete. Heute hat man viel mehr Möglichkeiten sich umzuorientieren.

Autorin / Autor: ~at~ - Stand: 12. Mai 2000